EKD-Ratsvorsitzender zum Amoklauf in Erfurt

"Keine Antwort auf die Frage nach dem Warum"

26. April 2002

Die Tat von Erfurt lässt uns in Abgründe der Grausamkeit und des Hasses blicken. Aber genauso in Abgründe der Trauer und des Nicht-Verstehenkönnens. Das ist nicht die Stunde für Erklärungen und Schlussfolgerungen. Wir müssen zusammenstehen, um dem Schmerz standzuhalten und nicht an der Welt und am Menschen zu verzweifeln.

Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Todesopfer und allen, die an dem Schock der Ereignisse noch lange zu tragen haben werden. Auch der Glaube der Christen bleibt von einer solchen Schreckenstat nicht unberührt: Wir wissen keine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Aber ein Schlüsselwort der biblischen und der christlichen Glaubenserfahrung ist das Wort "dennoch": "Dennoch bleibe ich stets an dir, Gott, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand ... Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil" (Psalm 73, 23-26).

Gott ist ein Abgrund der Liebe und der Zuversicht. Daran halten wir uns in dieser schweren Stunde.

Hannover/Düsseldorf, 26. April 2002
Pressestelle der EKD