Grußwort zum Ende des Fastenmonats Ramadan

EKD-Ratsvorsitzender Präses Manfred Kock

15. Dezember 2001

Sehr geehrte Muslime und Musliminnen in Deutschland!

ich möchte Ihnen im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland zum bevorstehenden Fest des Fastenbrechens, mit dem der Fastenmonat Ramadan einen feierlichen Abschluss finden wird, meine herzlichen Grüße und Glückwünsche übersenden.

Der Fastenmonat ist für Sie ein Monat der Geduld, der Versöhnung, der Vergebung und der Befreiung. Das Fasten dient der Ehre Gottes und lässt den Einzelnen in besonderer Weise die Gemeinschaft aller Gläubigen erleben. Das Fest zum Abschluss Ihres heiligen Monats ist ein Fest der Freude, der Gemeinschaft und der Zuwendung zu anderen.

Unsere guten Wünschen zu diesen Festtagen möchte ich mit einem sehr herzlichen Dank für die Einladungen verbinden, die viele von Ihnen in diesen Wochen auch an christliche Partner und Freunde ausgesprochen haben.

In diesem Jahr fällt ein Teil Ihres Fastenmonats in die Adventszeit. In diesen Wochen bereiten sich Christen auf das Weihnachtsfest vor, das an die Geburt Jesu erinnert. Weihnachten ist für uns Christen in ganz besonderer Weise mit der Botschaft des Friedens verbunden. Der biblischen Weihnachtsgeschichte zufolge sang der Chor der Engel in der Heiligen Nacht: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens." Wahrer Friede ist - so lehrt uns die Bibel - nur möglich, wenn er in Gerechtigkeit wurzelt.

Diese Botschaft hören wir gegenwärtig mit besonderer Aufmerksamkeit. Die furchtbaren Anschläge in den zurückliegenden Monaten, die zahllosen Menschen das Leben gekostet haben, haben Spannungen und kriegerische Auseinandersetzungen verschärft, Ressentiments verstärkt und viele Menschen mit großer Angst erfüllt.

Gewalt und Terror sind von maßgeblichen muslimischen Stellen wie auch den Kirchen verurteilt worden. Auch der Koran erinnert daran, dass wir uns nicht vom Hass anderer verleiten lassen dürfen, Unrecht zu tun und vom Pfad der Gerechtigkeit abzuweichen. Gewalt lässt sich aber nur überwinden, wenn allen Menschen grundlegende Rechte und Lebensmöglichkeiten zugestanden werden und sie ihr Leben in Frieden und Sicherheit gestalten können.

Die Bitte um den Frieden Gottes verbindet muslimische und christliche Frömmigkeit. In dieser spannungsvollen Zeit ist es besonders wichtig, dass wir den Kontakt miteinander suchen und uns wechselseitig einladen, wo sich Gelegenheiten bieten, dass wir im Gespräch bleiben, Gemeinsamkeiten festhalten oder neu entdecken und bewährte Zusammenarbeit weiter pflegen. Lassen Sie uns in diesem Sinne gemeinsame Schritte tun, um das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religion und Herkunft gerecht und friedvoll zu gestalten - hier in Deutschland und überall auf dieser Erde.

Mit den besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Manfred Kock

Hannover, den 15. Dezember 2001
Pressestelle der EKD