"Herausragende Arbeit" über das Wirken einer "unerschrockenen Theologin"

Rat der EKD vergibt erstmalig Hanna Jursch-Preis

10. Dezember 2001

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vergibt den mit 10.000 DM dotierten Hanna Jursch-Preis an Hannelore Erhart, Ilse Meseburg-Haubold und Dietgard Meyer. Die Autorinnen erhalten die Auszeichnung für das von ihnen gemeinsam verfasste Werk über die Theologin Katharina Staritz. Die wissenschaftlich herausragende Arbeit erschließe die Biographie und das Wirken von Katharina Staritz von 1903 bis 1942, heißt es in der Begründung des Rates. Der Band dokumentiere nicht nur das Schicksal einer unerschrockenen Theologin, sondern trage mit einer Fülle von Dokumenten und Materialien zur Erhellung der Geschichte evangelischer Theologinnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und der Kirchengeschichte im Nationalsozialismus bei.

Katharina Staritz gehörte in den Jahren der NS-Herrschaft zu den wenigen Menschen in der evangelischen Kirche, die sich trotz drohender Repressalien für Menschen jüdischer Abstammung einsetzten. Als Leiterin der Breslauer Hilfsstelle für "nicht arische Christen" wandte sie sich in einem Rundschreiben gegen die Verordnung, die allen Juden das Tragen des "gelben Sterns" vorschrieb. Sie forderte ihre Amtsbrüder auf, sich der so gekennzeichneten Gemeindeglieder mit besonderer Fürsorge anzunehmen. Dieses Rundschreiben wurde zum Ausgangspunkt eines Konfliktes, an dem kirchliche und staatliche Stellen beteiligt waren. Er führte schließlich zur Verhaftung von Katharina Staritz. Sie musste mehr als ein Jahr in NS-Haftanstalten - davon die meiste Zeit im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück - verbringen.

Der erstmalig vergebene Hanna Jursch-Preis dient der Förderung herausragender wissenschaftlich theologischer Arbeiten aus der Perspektive von Frauen. Ausgezeichnet werden können Arbeiten aus der theologischen Frauenforschung, aus der feministischen Theologie und den Gender-Studies in der Theologie. Die Auszeichnung soll alle zwei Jahre verliehen werden. Die erste Preisverleihung wird am 22. April 2002 in Jena stattfinden.

Hannover, den 10. Dezember 2001
Pressestelle der EKD

Für nähere Informationen über den Hanna-Jursch-Preis steht die Frauenreferentin der EKD, Kristin Bergmann, Telefon 0511/2796-440, Mail: frauenreferat@ekd.de gerne zur Verfügung.