EKD-Ratsvorsitzender für Verabredung global anerkannter Sozialstandards

Kock beim Kirchentag: Christlicher Glaube gibt Impulse für "Weltinnenpolitik"

16. Juni 2001

Für die Verabredung global anerkannter Sozialstandards hat sich der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, eingesetzt. Dies müsse ebenso gelingen, „wie die Gültigkeit von Handelsverträgen oder Schifffahrtsregeln weltweit funktioniert“, verlangte Kock auf der „Zukunftswerkstatt Arbeit“ des Deutschen E-vangelischen Kirchentages heute (16. Juni) in der Frankfurter Paulskirche.

Eine Gesellschaft mit menschlichem Antlitz brauche internationale Verabredungen. Der christliche Glaube liefere dafür Perspektiven und Impulse, sagte Kock unter Verweis auf das Gemeinsame Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von 1997: Gottes- und Nächstenliebe, die vorrangige Option für die Armen, die biblisch verstandene Gerech-tigkeit, Solidarität, Subsidiarität und Verantwortung für die Schöpfung sind danach Voraus-setzungen für eine „Weltinnenpolitik“.

Mit dem anstehenden Umbau der „Arbeitsgesellschaft“ beschäftigen sich nach den Worten  des EKD-Ratsvorsitzenden auch die Kirchen intensiv. Sie haben - so Kock - verstärkt den Dialog mit Andersdenkenden, mit Betroffenen und Fachleuten zu suchen. So beschäftige sich etwa die nächste Tagung der EKD-Synode mit der verantwortlichen Gestaltung der glo-balen Wirtschaft. Die EKD mache durch die Vergabe des Arbeitsplatzsiegels „Arbeit plus“ auch verstärkt auf vorbildliche beschäftigungspolitische Leistungen von Unternehmen auf-merksam, den sogenannten „Jobholder Value“, hob Kock hervor. Um das auf dem Evangeli-schen Kirchentag 1997 angeregte Siegel können sich in diesem Jahr erstmals auch kleinere Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten bewerben.

Präses Kock setzte sich weiter für ein Festhalten an der vom Grundgesetz garantierten Ar-beitsruhe an Sonn- und Feiertagen ein. „Die Menschen haben ein Anrecht darauf, am Rhythmus der Schöpfung und am gemeinsamen Wechsel von Arbeit und Ruhe zu partizipie-ren“. Er äußerte die Hoffnung, dass das „Leitbild des Güterwohlstandes“, an dem sich viele orientieren, durch das des „Zeitwohlstandes“ zurückgedrängt werde.

Der Ratsvorsitzende begrüßte die „Zunahme der privaten Initiativen“, der Stiftungen, der Spendentätigkeit, der Freiwilligenarbeit und der sozialen Netze vor Ort. Dies sei eine mut-machende Entwicklung, die im System sozialer Sicherung stärker anerkannt und gefördert werden müsse. Freiwillige, ehrenamtlich Tätige „setzen ein Zeichen für ein menschliches Miteinander in unserer Gesellschaft“. Sie müssten aber auch Anerkennung ihrer Arbeit er-fahren und in Entscheidungen einbezogen werden.

Frankfurt (Main)/Hannover, den 16. Juni 2001
Pressestelle der EKD