"... und der Fremdling, der in deinen Toren ist"

Vorstellung des Gemeinsamen Wortes der Kirchen zu Migration und Flucht

Statement Pastor Uwe Kühne, Stellv. Vorsitzender der ACK, 4. Juli 1997

Es ist das erste Mal, daß die beiden großen Kirchen in Deutschland mit den anderen Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. eine Stellungnahme zu einer aktuellen, gesellschaftspolitischen Herausforderung erarbeitet haben und gemeinsam der Öffentlichkeit vorstellen.

Es existiert eine breite, kirchliche Basis für dieses Gemeinsame Wort "... und der Fremdling, der in deinen Toren ist." - zu den Herausforderungen durch Migration und Flucht. Fünfzehn von 21 Mitgliedskirchen und Gastkirchen haben diese Stellungnahme ratifiziert. Wegen kircheninterner Entscheidungsprozesse konnten einzelne Kirchen ihr Votum nicht rechtzeitig abgeben.

Die Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, vertreten durch die Ökumenische Centrale, bei der Erarbeitung dieses Gemeinsamen Wortes waren

- die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe durch einen orthodoxen und einen freikirchlichen Vertreter und
- die Weitergabe von Zwischenergebnissen an die Mitgliedskirchen und das Gespräch darüber.

Die Mitarbeit der Mitgliedskirchen der ACK weist auf die hohe Übereinstimmung in der theologischen Wertung und der gesellschaftspolitischen Brisanz der Flüchtlings- und Migrationsproblematik hin. Die Kirchen, Ihre Gemeinden und Mitglieder, sehen und erleben in der Migrations- und Flüchtlingsproblematik eine Herausforderung zum gemeinsamen Dienst und Zeugnis als christliche Kirchen. In ähnlicher Weise handeln die Mitgliedskirchen der ACK in ihrem "Arbeitsvorhaben zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt in Deutschland". Dieses Arbeitsvorhaben, das vorerst für drei Jahre terminiert ist, ergänzt die je kirchenspezifischen Aktivitäten und versucht, das christliche Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt deutlicher in die Öffentlichkeit zu bringen. Dieses Arbeitsvorhaben wird durch einen Beirat gesteuert, zu dem neben den Vertreter der Kirchen, kirchlicher Werke und der Caritas und Diakonie auch Vertreter staatlicher Stellen in Deutschland gehören. Hier geschieht die praktische Zusammenarbeit der christlichen Kirchen, der Juden und Muslime, wie sie auch in Zukunft bei der Migrations- und Flüchtlingsproblematik notwendig sein wird.

Die Kompetenz der christlichen Kirchen zur Benennung und Konkretion der Migrations- und Flüchtlingsproblematik begegnet sich in der Zusammensetzung der Arbeitsgemeinschaft. Einige Mitgliedskirchen sind sowohl in Deutschland wie auch in ihren Heimatländern von den Herausforderungen durch Migration und Flucht betroffen und berichten authentisch.

Dieses Gemeinsame Wort der Kirchen zu den Herausforderungen durch Migration und Flucht weist auf den gemeinsamen Grund der christlichen Kirchen hin, der Offenbarung Gottes in Schöpfung, Geschichte und Erlösung durch Jesus Christus und es benennt den gemeinsamen Auftrag der Kirchen, zusammen mit vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen, zur Überwindung menschendiskreditierender Strukturen und zur Predigt vom menschenliebenden Gott, der Flüchtlinge und Entwurzelte durch seine Gebote schützen will.

Bonn, 4. Juli 1997