Rat der EKD: Bei vielen hat Nachdenken über Grundwerte eingesetzt

Breite Diskussion über das "Sozialwort" ist in Gang gekommen

Gremien erwarten Weiterarbeit, 22. März 1997

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist erfreut über das breite positive Echo auf das Gemeinsame Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit". Wie bei der Sitzung des Leitungsgremiums am 21. März in Hannover bekannt wurde, sind in der kurzen Zeit seit der Veröffentlichung durch die beiden Kirchen bereits 270.000 Exemplare des Textes verbreitet worden.

Die Stärke einer demokratischen Gesellschaft besteht nach der Auffassung des Rates darin, daß sie einen Raum schafft für die geregelte Austragung von Konflikten. Politische Entscheidungen kommen im Wettbewerb und im Streit der Meinungen zustande. Aber die Tatsache, daß aus unterschiedlichen Richtungen in Öffentlichkeit und Kirche eine große Zustimmung zum Gemeinsamen Wort zu vernehmen ist, versteht der Rat als Zeichen dafür, daß in allen gesellschaftlichen Lagern ein Nachdenken über die Grundwerte und ethischen Grundlagen unseres Gemeinwesens eingesetzt hat. Diese Reaktion bestärke die Kirchen in ihrem Bemühen, sich für Solidarität und Gerechtigkeit in der Gesellschaft einzusetzen. Die Kirchen erwarten, daß die in Gang kommende breite Diskussion auch ein neues Grundverständnis gesellschaftspolitischen Handelns zur Konsequenz hat.

Die günstige Stunde darf nach Auffassung des Rates der EKD nun nicht ungenutzt gelassen werden. Es ist wichtig, hieß es, daß das Gemeinsame Wort in den Kirchengemeinden, in kirchlichen Werken und Verbänden aufgenommen und in die gesellschaftliche Debatte eingebracht wird. Die Mitglieder der Kirchenkonferenz der EKD (in der die Gliedkirchen der EKD vertreten sind) bestätigten bei ihrer ebenfalls jetzt in Hannover stattgefundenen Tagung, daß die Weiterarbeit vor allem auf der regionalen Ebene erfolgen muß und wird. So wie der zweijährige Konsultationsprozeß und die Arbeit am Gemeinsamen Wort in ökumenischer Zusammenarbeit erfolgten, ist auch die Weiterarbeit auf das Miteinander zwischen den Kirchen angewiesen.

Bereits jetzt sind viele Initiativen entstanden, Kooperationen zwischen kirchlichen Stellen und Verbänden geschaffen und "Runde Tische sozialer Verantwortung vor Ort" ins Leben gerufen worden. Zahlreiche Veranstaltungen zum Gemeinsamen Wort, die das Gespräch der Kirche mit Wirtschaft, Gesellschaft und Politik anstoßen sollen, finden statt, viele weitere sind geplant. In diesem Zusammenhang macht der Rat auch auf das Diskussionsforum der EKD im Internet aufmerksam, in dem die Debatte über den Text "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit" ebenfalls begonnen hat.

Hannover, den 22. März 1997
Pressestelle der EKD