"Friedenspolitik in der gegenwärtigen Situation"

Synode verabschiedete Kundgebung

08. November 2001


Fast den ganzen Tag über diskutierte die EKD-Synode im bayerischen Amberg teilweise kontrovers und leidenschaftlich zum Thema "Friedenspolitik". Am Abend beschloss sie die Kundgebung zur "Friedenspolitik in der gegenwärtigen Situation", die hier veröffentlicht wird:

"Frieden zu wahren, zu fördern und zu erneuern ist das Gebot, dem jede politische Verantwortung zu folgen hat. Diesem Friedensgebot sind alle politischen Aufgaben zugeordnet. In der Zielrichtung christlicher Ethik liegt nur der Frieden, nicht der Krieg."
Und:
"Der Leitbegriff des gerechten Friedens dient ... als Wegweiser für alle künftigen Schritte auf dem Weg des Friedens."
Diese programmatischen Feststellungen aus der Denkschrift von 1981 "Frieden wahren, fördern und erneuern" und der Schrift "Friedensethik in der Bewährung" aus dem Jahre 2001 bleiben für die Evangelische Kirche in Deutschland gültig.

Um den Frieden zu erhalten und wieder herzustellen, müssen verschiedene Wege gegangen und unterschiedliche Mittel angewendet werden. Dabei darf nicht zuerst oder vorrangig an militärische Kampfeinsätze gedacht werden. Vorrangig sind vielmehr politische Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben der Menschen und Völker, gerechte wirtschaftliche Verhältnisse, internationale Zusammenarbeit, zivile Konfliktregelungen - auch mit Hilfe von Friedensfachdiensten -, und um Begrenzung von Rüstung und Waffenhandel.

Wir wissen, dass solche Bemühungen nur auf lange Sicht erfolgreich sind und sich zuvor in Situationen konkreter Bedrohung durch Gewalt als unzureichend erweisen können. Deshalb ist es kein grundsätzlicher Widerspruch zu einer christlichen Friedensethik, vielmehr eine notwendige, wenn auch nicht vorrangige Konkretion, militärische Mittel zur Wahrung des Friedens und zur Durchsetzung des Rechts bereit zu halten und notfalls anzuwenden. Denn es bleibt dabei, wie es die Barmer Theologische Erklärung von 1934 sagt, dass "der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichem Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen."

Wortlaut der Kundgebung

Am letzten Sitzungstag diskutierten die Synodalen vor allem noch einmal das Schwerpunktthema "Globale Wirtschaft verantwortlich gestalten" und verabschiedeten eine Kundgebung, die in der weiteren gesellschaftlichen Debatte über das Thema besondere Aufmerksamkeit finden wird. Weitere Beschlüsse befassen sich mit Themen in ihrer europäischen Dimension, so z.B. Medienfragen.