Über Krankheit und Gesundheit nachdenken

Diesjährige „Woche für das Leben“ vorgestellt

07. März 2008


„Gesundheit – höchstes Gut?“ ist die diesjährige Woche für das Leben von 5. bis 12. April. Die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD, laden ein, über Krankheit und Gesundheit in den Kirchengemeinden und in den diakonischen Einrichtungen nachzudenken und zu diskutieren. Eröffnet wird die Woche am 5. April in Würzburg, vorgestellt wurde das Jahresthema in Berlin. Dabei wies der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, auf die häufig erfolgende Gleichsetzung von Lebensqualität und körperlicher Gesundheit hin. Die Sorge um die eigene Gesundheit sei heute ähnlich stark ausgeprägt wie in früheren Jahrhunderten die Sorge um das Seelenheil. „Zugespitzt formuliert: Der früheren Hoffnung auf die Erlösung über den Tod hinaus entspricht heute die Hoffnung auf die Erhaltung der Gesundheit und die Heilung von Krankheiten.“ Leid und Vergänglichkeit gehören allerdings zur Natur des Menschen und könnten „nur um den Preis der Unmenschlichkeit abgeschüttelt“ werden. Der Wunsch nach Gesundheit und das Recht auf eine Heilbehandlung sei nur dann in einer guten Balance zu halten, „wenn wir Krankheit nicht als etwas Fremdes, als Abweichung von der Norm verstehen.“

Weiter sagte er: „Trotz aller Verheißungen der regenerativen Medizin, trotz aller Notwendigkeit einer guten Palliativmedizin – wir können uns selbst weder schaffen noch erlösen. Heute besteht die Gefahr, dass Gesundheit zum Produkt der eigenen Lebensgestaltung, der medizinischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten wird. Ärzte werden zu Vertragspartnern, bei denen man eine gelungene Operation, einen wiederhergestellten Körper einklagen möchte. Der Heilungsprozess wird nach Diagnosen berechnet und soll einem festgelegten Zeitschema folgen. Pflege wird zur Dienstleistung, die man in einzelne Funktionseinheiten zerlegen kann. Die Orientierung an einem Produkt- und Kundenbewusstsein führt schließlich zu einer Verrechtlichung, die am Ende auch das Recht auf einen guten Tod einzuschließen scheint. Visionen tauchen am Horizont auf, die uns in eine dunkle Zeit unserer Geschichte zurückverweisen: ‚guter Tod – Euthanasi’“.

Um zu uns selbst zu finden und die menschlichen Grenzen zu bejahen, brauchen wir Menschen, die uns nicht wie Geschäftspartner gegenüber stehen, sondern die unsere Hoffnungen und unser Leiden teilen. Denen wir etwas wert sind, auch wenn wir nichts leisten, die Wunden verbinden und für Pflege sorgen wie der barmherzige Samariter. Wer die Leidenserfahrung eines anderen teilt, spürt die eigene Begrenztheit und die eigene Ohnmacht. Trotzdem haben viele Menschen die Erfahrung gemacht, dass solche Begegnungen eine spirituelle Dimension haben, die sie hellsichtig macht und ihre Leidenschaft für das Leben weckt. Aus solchen Begegnungen wächst das kirchliche Engagement für eine fürsorgliche Pflege und eine gute Qualität unserer Krankenhäuser. Diese Kraft der Fürsorge neu zu wecken, nicht nur bei denen, die dafür bezahlt werden, aber zugleich denen, die diese Fürsorge zum Beruf machen, mit Respekt und Anerkennung zu begegnen, das wäre die wirkliche Revolution, die unser Gesundheitssystem braucht. Das ist der Grund, warum die Kirchen sich mit dem Thema Gesundheit beschäftigen.“

Statement des EKD-Ratsvorsitzenden zur Woche für das Leben

Statement des DBK-Vorsitzenden zur Woche für das Leben

EKD-Pressemitteilung zur Woche für das Leben

Woche für das Leben im Internet