Dialogbereitschaft aus dem Glauben heraus

Mission geht auf das Hören des biblischen Wortes zurück

01. Februar 2007


Mission „ist an der gemeinsamen Frage nach der Wahrheit orientiert. Sie verzichtet aus dem Geist des Evangeliums und der Liebe auf alle massiven oder subtilen Mittel des Zwangs und zielt auf freie Zustimmung. Eine solche Mission ist geprägt vom Respekt vor den Überzeugungen der anderen und hat dialogischen Charakter. Der Geist Gottes, von dem Christus verheißen hat, dass er uns in alle Wahrheit leiten wird (Johannesevangelium 16,13), ist auch in der Begegnung und dem Dialog mit anderen Überzeugungen und Religionen gegenwärtig.“ Das stellt 1999 die EKD-Synode in ihrer Kundgebung zum damaligen Schwerpunktthema „Reden von Gott in der Welt – Der missionarische Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland“ fest.

Für den Tübinger Theologieprofessor Eberhard Jüngel ist klar: „Wenn die Kirche ein Herz hätte, ein Herz, das noch schlägt, dann würden Evangelisation und Mission den Rhythmus des Herzens der Kirche in hohem Maße bestimmen.“ Mission, so weiß Eberhard Jüngel, geht auf das Hören des biblischen Wortes zurück, das dann in ein Reden und Handeln mündet. Es sei vor allem das mündliche Wort, so Jüngel, „durch das in menschlichen Herzen ein Licht aufgehen soll, auf dass es zur Erkenntnis Jesu Christi komme“ – also letztendlich der Dialog mit anderen über den eigenen Glauben.

Nichts anderes sagt die im November veröffentlichte Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“, wenn sie feststellt: „Christliche Mission bedeutet jedoch mehr als respektvolle Begegnung. Sie umfasst das Zeugnis vom dreieinigen Gott, der den Menschen durch Jesus Christus zu wahrer Menschlichkeit befreit. Es ist für die evangelische Kirche ausgeschlossen, dieses Zeugnis zu verschweigen oder es Angehörigen anderer Religionen schuldig zu bleiben. Das würde die Begegnung auch mit Muslimen von vornherein unwahrhaftig machen und in eine falsche Richtung lenken. Die evangelische Kirche redet dabei von Gott in der Gewissheit, dass er der Menschheit durch Jesus Christus in Wahrheit offenbar ist. Auf Gottes Wahrheit im biblischen Sinne können sich Menschen unbedingt verlassen.“

Für Christen ist es außer Frage, dass sie werbend andere Menschen einladen, das Licht wahr- und anzunehmen, das mit Jesus Christus in der Welt offenbar geworden ist. Christen rechnen damit, dass es unter den Menschen dieser Welt andere Religionen, andere Gotteserfahrungen und andere Formen der Gottesverehrung gibt. In der Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“ heißt es dazu: Gott gibt „den Religionen, die seiner Zuwendung zu uns Menschen in Jesus Christus widersprechen, Raum und Zeit, um seine Liebe kennen zu lernen.“ Dies ist die Frage nach der Toleranz Gottes und der Toleranz der Christen, wie sie die Synode auf ihrer Tagung 2005 in Berlin zum Schwerpunktthema hatte. „Wahrhafte Toleranz gedeiht nach evangelischer Überzeugung nur im Vertrauen auf die konkrete Wahrheit Gottes, nicht durch ihre Verleugnung. Auf der geistlichen und geistigen Toleranz gründet die Dialogbereitschaft und Dialogfähigkeit der evangelischen Kirche mit Menschen anderen Glaubens oder anderer Weltanschauung.

Die Kundgebung der Leipziger Synode 1999 (Reden von Gott in der Welt)

Der Vortrag von Eberhard Jüngel in Leipzig

EKD-Text 86 "Klarheit und gute Nachbarschaft - Christen und Muslime in Deutschland"

Die Kundgebung der Berliner Synode 2005 (Tolerant aus Glauben)