Grußworte

6. Tagung der 10. Synode der EKD, Dresden, 04. - 07. November 2007

Grußwort der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Joachim Reinelt

04. November 2007

Verehrte liebe Schwestern und Brüder der 10. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland!

Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie gestattet haben, dass wir ein Grußwort an Sie richten. Ich darf herzlich grüßen von unserem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann. Ich erlaube mir an einige Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, die ökumenisch für uns von bindender und bleibender Bedeutung sind, zu erinnern. In Lumen Gentium, Artikel 15, werden die hoch bedeutsamen Gemeinsamkeiten unserer Kirchen hervorgehoben. Die Heilige Schrift als Glaubens- und Lebensnorm, der Glaube entsprechend dem Nizänum, die Taufe, die Gemeinschaft im Gebet, die Verbindung im Heiligen Geist. „So erweckt der Geist in allen Jüngern Christi Sehnsucht und Tat, dass alle in der von Christus angeordneten Weise in der einen Herde unter dem einen Hirten in Frieden geeint sein mögen.“ Ebenso im Artikel 3 des Ökumenismus-Dekrets wird deutlich die katholische Sicht des Gemeinsamen dargestellt: „Unsere Geschwister in anderen Kirchen sind durch den Glauben in der Taufe gerechtfertigt und in Christus eingegliedert. Sie tragen den Ehrennamen Christi und werden mit Recht von der katholischen Kirche als Geschwister im Herrn gesehen.“

Deshalb hat Johannes Paul II. deutlich darauf verwiesen, dass wir das Meiste im Glauben gemeinsam haben. Lassen Sie uns auf diesem Hintergrund nicht aufhören, die Einheit weiter zu erstreben. In dem kostbaren Wort von Bischof Bruder Huber ist das deutlich zum Ausdruck gekommen, was wir nur unterstreichen können: Wir haben große Etappenziele erreicht. Gottes Geist hat gerade in den letzten einhundert Jahren erkennbar Großes für uns getan. Viele wohltuende ökumenische Erfahrungen haben die besondere Verpflichtung gegenüber Millionen, die in unserem Land von außen auf uns Christen schauen. Beten wir deswegen mit dem Herrn: „Vater, gib, dass alle eins seien, wie du in mir und ich in dir, damit die Welt glaube.“

Ich denke, bei dem von Ihrem Verständnis her „mit Recht kritisierten Text“ der Glaubenskongregation ist freilich ein lateinischer Begriff Schlüssel für ein künftiges Verständnis. Dort wird ausdrücklich in Selbstsicht der katholischen Kirche gesagt, dass sie nicht Kirche ‚est’ - ist in dem Sinn, wie es dargestellt wird, sondern subsistit.

Nun ist das „subsistit“ heute vielleicht nicht mehr Weltsprache. Das bringt ein Problem. Die theologische Sprachverständigung hat darunter gelitten, dass wir oft verschiedenartig darstellen, was wir meinen. Ich glaube, es ist aber wichtig, und ich fand deswegen das Wort von Landesbischof Huber sehr hilfreich, der Dialog muss neu entfacht werden. Wir müssen weitermachen. Wir sind dran. Ich glaube, dass man von den deutschen Bischöfen sagen kann, mindestens im Allgemeinen lieben sie ihre Kirche. Ich tue es jedenfalls von ganzem Herzen, ganz besonders auch deshalb, weil sie so viele gute Erfahrungen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland gemacht haben. Das ist eine Tatsache, und das lassen wir uns auch nicht nehmen, gerade hier im Osten nicht. Hier hat der äußere Druck uns zusammengeschweißt. Das darf jetzt nicht irgendwie zerstört werden, das muss weitergehen. Das muss Grundlage für einen Neuaufbau sein. Ich schließe mich deswegen Landesbischof Friedrich Weber in Reaktion auf Kardinal Lehmanns Vortrag bei der Deutschen Bischofskonferenz an: „Die Ergebnisse früherer lutherisch-katholischer Dialoge sind zu sichten und zu sichern. Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz, um Erreichtes nicht dem Vergessen anheim zu geben. Hoffen wir, dass das geschieht.“ Ich kann dieses Wort jedenfalls nur ungeteilt unterzeichnen, und ich hoffe, dass Sie alle von Herzen dem zustimmen können. Wir sind auf dem Weg, noch nicht am Ziel, aber schon sehr weit vorangekommen. Ich danke Ihnen.