Grußworte

6. Tagung der 10. Synode der EKD, Dresden, 04. - 07. November 2007

Grußwort des Sächsischen Ministerpräsidenten Professor Dr. Georg Milbradt

04. November 2007

Media-Box

Grußwort von Prof. Dr. Georg Milbradt

MP3 [3,91 MB]


Sehr geehrte Frau Präses,
sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender,
verehrte Synodale,
Herr Bundesminister,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Wir hatten gestern schon Gelegenheit, über einige Dinge nachzudenken. Ich freue mich, dass es Ihnen gestern Abend gut gefallen hat. Auch noch einmal heute herzlich willkommen in Dresden, herzlich willkommen in Sachsen. Ich freue mich, dass Ihre diesjährige Tagung hier  stattfindet.

Vielleicht ist das nicht allen hier im Saal bekannt: Der evangelischen Kirche verdanken wir es, dass Sachsen als Gebietsbezeichnung auch in der DDR existierte. Die Länder wurden 1952 aufgelöst und in Bezirke aufgeteilt. Es war allein die sächsische Landeskirche, die Sachsen im juristischen Sinne noch als regionale Begrenzung im Namen führte.

Die Tatsache, dass 1990 das sächsische Nationalgefühl sofort wieder einen Freistaat Sachsen forderte, hat auch etwas damit zu tun, dass die Landeskirche diese Tradition fortgeführt hat.

Dass sich die evangelische Kirche den sächsischen Bezug hat nicht nehmen lassen, ist sicher auch historisch bedingt. Die zweite sächsische Landesausstellung im Jahr 2004 widmet sich diesem Thema. „Glaube und Macht“, so lautete der Titel der Ausstellung in Torgau. In ihr wurde die Bedeutung Sachsens während der Reformationszeit beleuchtet – und diese Bedeutung war eine herausgehobene.

Sachsen spielte im 16. Jahrhundert eine zentrale Rolle in Europa. Gegenüber Kaiser Karl V. versuchten die sächsischen Kurfürsten und Herzöge ihre Position zu stärken, teilweise im Bündnis, aber auch als Gegner der kaiserlichen Politik.

Unter ihrem Schutz konnte Martin Luther seine Reform der Kirche vorantreiben. Eine Entwicklung, die mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 zur Anerkennung zweier christlicher Bekenntnisse in Deutschland führte.

Der Freistaat Sachsen ist daher selbstverständlich an den Vorbereitungen für 2017 aktiv beteiligt. Der 500. Jahrestag der Reformation ist ein Ereignis von europäischem Rang, oder man kann auch sagen ein welthistorisches Ereignis. Wir Sachsen sind stolz, dass dieser tiefgreifende Prozess in der Geschichte der christlichen Gemeinschaft, aber auch der Welt, mit unserer Heimat verbunden ist.

Ich freue mich daher besonders, dass sich die Repräsentanten der Evangelischen Kirche  in Deutschland hier zur Synode in Dresden treffen. Auch diesmal haben Sie sich die Reform der Kirche auf die Agenda geschrieben.

Dabei geht es natürlich nicht um eine neue Reformation, vielmehr wünschen wir uns eine verstärkte und wachsende, lebendige Ökumene und einen guten Zusammenhalt unter uns Christen. Gerade in Zeiten, in denen wir in Deutschland, vor allem Westdeutschland,  zunehmend mit islamischen Bewegungen zusammenarbeiten, ist dies besonders wichtig.

Deutschland und Europa stehen auf einem Fundament, das sich aus christlich-abendländischen Werten zusammensetzt. Diese Werte scheinen manchmal verloren zu gehen. Deshalb dürfen wir sie nicht nur rhetorisch hochhalten. Wir müssen uns zu ihnen bekennen und sie leben. Und zwar als Christen gemeinsam!

Für die evangelische Kirche ist prägend, dass sie die aktuelle Debatte intensiv begleitet. Für die andere große Kirche gilt ja:  Roma locuta causa finita.

Sie machen es etwas demokratischer. Deswegen ist die Tagung hier in Dresden mit nichts Geringerem überschrieben als dem Ziel, vier Perspektiven für das 21. Jahrhundert aufzuzeigen. Was es heißt,  „evangelisch Kirche sein“,  wollen Sie erörtern.

Dabei haben Sie in den letzten Jahren schon einige Strukturreformen vorgenommen. Ich konnte als sächsischer Ministerpräsident diesen schwerwiegenden Entschluss in der schlesischen Oberlausitz mitverfolgen. Ich beglückwünsche Sie zu dem nicht einfachen,  aber zukunftsweisenden Schritt der Fusion zweier Landeskirchen. Und ich wünsche Ihnen die Kraft, schnell zueinander zu finden und die neuen Strukturen mit Leben zu füllen.

Meine Damen und Herren, hier in Dresden geht es nun nicht mehr um Oberfläche. Das hat auch Thomas de Maizière ganz ausdrücklich in seinem Vortrag  betont. Es geht um nichts weniger als eine Auseinandersetzung über den Inhalt evangelischen Glaubens und Lebens unter neuen gesellschaftlichen Bedingungen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn von Sachsen ein kraftvolles Signal für die evangelische Kirche und für die Gemeinschaft der Christen ausgeht. Deswegen wünsche ich Ihrer Tagung alles Gute und Gottes Segen.

04. November 2007