Grußwort anlässlich der Vorstellung der EKD-Initiative „Willkommen in Gottes Welt“

Nikolaus Schneider im Friederikenstift Hannover

24. Januar 2011

Sehr geehrte Frau Wulff, sehr geehrte Frau Kassenbrock,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, hier im Friederikenstift zu einer besonderen Veranstaltung zu Ihnen sprechen zu dürfen. Mit dem heutigen Auftakt der EKD-Initiative „Willkommen in Gottes Welt“ wird unsere Aufmerksamkeit auf eine besonders prägende Phase des Lebens gelenkt: auf die Kindheit. „Werdet wie die Kinder“ rät Jesus seinen Jüngern und weist damit auf den Ort aller Ersterfahrungen des Lebens und des christlichen Glaubens. „Werdet wie die Kinder“ – entdeckungsfreudig und neugierig, unbefangen und offen für Neues. „Von Kindesbeinen an“ gilt es die Welt zu entdecken, Premieren zu vollziehen und Schätze zu heben.

Die EKD-Initiative „Willkommen in Gottes Welt“ will Eltern und Kinder auf diesem Weg ins Leben begleiten und sie dazu einladen, den großen Schatz des Vorlesens und des Zuhörens, des Betens und des Singens mit Kindern neu zu entdecken und diesem großen Schatz - einer qualitativ gemeinsam erlebten Zeit – als festem Ritual einen festen Platz im Familienalltag einzuräumen. Denn das Vertrauen in Gottes Güte, vermittelt durch die Erfahrung verlässlicher Rituale, ist eines der größten Geschenke, die wir unseren Kindern mitgeben können. In der elterlichen Liebe bildet sich spurenweise ab, in welcher Weise auch Gott die Menschen liebt. In der unbedingten Zuwendung der Eltern findet ein Kind Gottvertrauen. In der Beziehung zu den Eltern nimmt die Herzensbildung ihren Anfang.

Aber elterliche Liebe – das werden Sie alle, die Sie Kinder haben und auch Sie alle, die Sie Kinder regelmäßig erleben, bestätigen – hat auch ihre Grenzen. Und da ist es gut, wenn es etwas gibt, das über uns selbst und unsere Liebesfähigkeit hinaus weist, das Halt gibt, auch in „haltlosen“ Zeiten.

Die evangelische Kirche wendet sich mit dieser Initiative gerade an jene, die noch nicht oder nicht mehr selbstverständlich zu Gemeinde gehören und die sich durch ihre Kinder anstiften lassen, einen neuen Zugang zum eigenen Glauben zu finden. Deswegen suchen wir ungewöhnliche Orte zur Weitergabe dieses kleinen Beutels auf: Kreißsäle und Mutter-Kind-Gruppen, Schwangerschaftskurse usw. Die Initiative steht damit in dem weiten Horizont der Bemühungen der Kirche, allen Menschen die frohe Botschaft unseres Glaubens nahezubringen.

Zugleich gehört es seit jeher zu den evangelischen Kernanliegen, die Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten eines jeden Menschen zu fördern. Es war die Folge der reformatorischen Erkenntnis, dass Glaube und Bildung einander ergänzende Weggefährten sind. Sie wirken gestalterisch und prägend in unsere Gesellschaft hinein und bewahren davor, in einengende Einseitigkeit zu verfallen. Sie eröffnen die Möglichkeit, die Welt noch aus einer anderen Perspektive zu entdecken. Die EKD-Initiative „Willkommen in Gottes Welt“ führt damit auch das Thema der letzten EKD-Synode „Bildungsgerechtigkeit“ – Niemand darf verloren gehen“ fort und verleiht ihr ein Herzstück mit Ausstrahlungskraft.

Schließlich steht der Auftakt der Initiative am Anfang des Jahres der „Taufe und Freiheit“ in der EKD. Die Aktion erinnert damit an zwei grundlegende Aussagen, die in der Taufe deutlich und spürbar werden: der Dank für das Leben und der Schutz und Segen Gottes für den Täufling: Kinder sind „Willkommen in Gottes Welt.“

Im Rahmen der Lutherdekade und der Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 ist uns die Einladung zur Taufe als Grundlegung aller christlich verstandenen Freiheit besonders wichtig. Nicht zuletzt deshalb wollen wir mit dieser Initiative auch daran erinnern, dass alle Kinder zur Taufe eingeladen sind.

Ich wünsche allen Müttern und Vätern, allen Großeltern, Patinnen und Paten, kurz: allen, die mit dieser Initiative in Berührung kommen, Gottes guten Geist und viele spannende Entdeckungen in und mit diesem Beutel.