EKD-Ratsvorsitzender Kock: Die Trennung zwischen den Kirchen überwinden

Bericht des Rates zum Auftakt der Synode der EKD in Münster

1. November 1998 (3. Tagung der 9. Synode der EKD)

Zur weiteren Vertiefung der "starken und lebendigen Gemeinschaft" zwischen evangelischen und katholischen Christen hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, aufgerufen. "Uns verbindet viel mehr, als uns trennt", erklärte Kock zum Auftakt der Jahrestagung der Synode der EKD heute (1. November) in Münster. Er stellte den durch ihn vorgetragenen Bericht des Rates der EKD unter das Bibelwort "Christus predigen als Gottes Kraft und Gottes Weisheit".

Vor den 120 Synodalen, den Mitgliedern der Kirchenkonferenz der EKD und zahlreichen Gästen aus Kirche und Gesellschaft sprach der Ratsvorsitzende zugleich jedoch von bleibenden "schmerzlichen Trennlinien" in der Ökumene. Aus den fundamentalen Gemeinsamkeiten der christlichen Kirchen - "ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, eine Hoffnung", wachsen - so Kock - die Kräfte, diese Trennung zu überwinden. Bleibende Differenzen müßten "in versöhnter Verschiedenheit" ausgehalten werden. Der Ratsvorsitzende ging in diesem Zusammenhang auch auf die Auseinandersetzungen um die von Lutherischem Weltbund und Vatikan entworfene "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" ein. Präses Kock trat für eine Weiterarbeit daran ein: Das "Maß des erreichten Konsenses" und der "legitimen Verschiedenheiten" sei noch nicht ausreichend geklärt.

Die Kirchen sollten sich gemeinsam darum bemühen, die Rechtfertigungslehre für die Menschen verständlicher zu machen, verlangte Kock. Es sei ein Irrglaube, Kirchen und Christen würden um so mehr Aufmerksamkeit finden, je stärker sie sich an der allgemeinen politischen Diskussion beteiligten. Sie müßten "Stimme Gottes" in der Welt sein. Der Ratsvorsitzende wörtlich: "Wo sie sich zu öffentlichen Fragen äußern, muß der Bezug zur Gottesfrage und zur Rechtfertigung erkennbar sein".

Zur Bedeutung der Rechtfertigungsbotschaft für die Menschen sagte Präses Kock unter anderem, Wert und Würde des Menschen bestimmten sich nicht aus dem, "was er an mehr oder weniger bewundernswerten und nützlichen Leistungen hervorbringt", aber auch nicht danach, "was er an Verfehlungen begeht". "Aller Gottlosigkeit und Verkehrtheit zum Trotz sei jeder Mensch "Gott recht" und darin liege seine "unverlierbare und unzerstörbare Würde". Daß das Leben ein Geschenk Gottes ist, sei "die Botschaft, die diese Welt braucht", betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Damit diese Botschaft weitergesagt werde, brauche die Gesellschaft die Kirche. "Es ist Zeit, wieder in die Kirche einzutreten", bekräftigte Kock.

Münster, den 1. November 1998
Pressestelle der EKD