ÖRK-Friedenstagung: Deutsche Vertreter ziehen gemischte Bilanz

EKD-Auslandsbischof Schindehütte kritisiert die starke binnenkirchliche Perspektive der Konferenz

Kingston (epd). Zum Abschluss der internationalen Friedenstagung des Weltkirchenrates am Dienstag haben deutsche Kirchenvertreter eine gemischte Bilanz gezogen. Eine Auseinandersetzung mit den aktuellen Krisen in der Welt habe während der Plenumssitzungen nicht stattgefunden, sagte der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann dem epd in Kingston (Jamaika). Er forderte den Weltkirchenrat auf, deutlicher zu aktuellen Konflikten Stellung zu beziehen.

Es sei wichtig, dass vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) ein deutlicher Aufruf zu gerechtem Frieden ausgehe, sagte Dutzmann. Zugleich begrüßte er die auf der Tagung vorgestellten Friedensinitiativen als "Konkretion für das, was wir meinen, wenn wir von gerechtem Frieden sprechen".

Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, sagte, die Tagung habe an zahlreichen Beispielen gezeigt, wie in den Kirchen Friedensarbeit möglich sei. Die Tagung sei ein Vernetzungstreffen von Friedensinitiativen aus aller Welt. "Wir erleben hier einen sehr weitgehenden Konsens zwischen den historischen Friedenskirchen und den EKD-Kirchen", sagte Schindehütte.

Zugleich kritisierte der Bischof die starke binnenkirchliche Perspektive der Konferenz. Bei der Tagung habe die Auseinandersetzung mit den Verantwortungsträgern in Politik und Wirtschaft gefehlt. Die Plenumssitzungen seien häufig über die Opferperspektive nicht hinausgekommen. "Christlicher Glaube befreit aber auch von der Opferrolle", setzte Schindehütte dem entgegen.

Der designierte bayerische Bischof Heinrich Bedford-Strohm betonte: "Wo Kirchen sich der Gewaltüberwindung widmen, gibt es Hoffnung." Die kirchlichen Initiativen zeigten, dass Gewalt überwunden werden könne. Gleichzeitig forderte Bedford-Strohm eine stärkere politische Positionierung der Kirchen: "Ich wünsche mir eine Weltkirche, die nicht nur gute Beispiele gibt oder Grundsätze zum Ausdruck bringt, sondern die auch einwirkt auf die politische Gestaltung." Die Kirchen der Welt müssten zu aktuellen Problemen in der Welt klar Stellung beziehen.

Der EKD-Friedensbeauftrage Renke Brahms bezeichnete den Austausch bei der Tagung zwischen den rund 1.000 Vertretern von Kirchen und Friedensinitiativen aus aller Welt als "großen Gewinn". Auch er kritisierte, dass etwa die arabische Welt mit ihren aktuellen Krisen während der Tagung nicht vorgekommen sei. "Das hätte hier aufgenommen werden müssen", sagte Brahms. Bei der Tagung, die am Dienstag (Ortszeit) mit einer gemeinsamen Botschaft zu Ende geht, standen stattdessen unter Klimagerechtigkeit, Armut, die Situation im Irak und Gewalt gegen Frauen auf der Tagesordnung.