Philipp Jakob Spener

Begründer des Pietismus

05. Februar 1705, 300. Todestag

Philipp Jakob Spener (Foto: Amt für Information)

Schwaben haben das Auto erfunden, die Kehrwoche und das Bausparen. Die Wiege der pietistischen „Stunde“ aber stand in Frankfurt am Main.

Der Elsässer Philipp Jakob Spener war 1666 mit gerade 31 Jahren zum „Senior“, zum ersten Pfarrer der Messestadt berufen worden. In seinen zwanzig Frankfurter Jahren arbeitete Spener unermüdlich an einer Besserung der kirchlichen Verhältnisse. Er empfand die Distanz zwischen der Pfarrerschaft, die sich hinter dogmatischen Spitzfindigkeiten verschanzte, und dem Kirchenvolk als unerträglich. Weite Kreise der Bevölkerung waren nach dem Dreißigjährigen Krieg verunsichert. Mystische Spekulationen und Aberglaube boomten. Der Orientierungslosigkeit begegnete Spener nicht mit dogmatischen Belehrungen, sondern mit lebensnahen Hilfestellungen. Er führte Glaubenskurse für Handwerker und Dienstmädchen ein, erteilte Katechismusunterricht für Kinder – ein Vorläufer des Konfirmandenunterrichts.

Spener nahm Luthers Rede vom „Priestertum aller Gläubigen“ beim Wort. Für ihn war klar: die Besserung der Kirche muss gemeinsam mit ihren Mitgliedern angegangen werden. 1670 rief er mit Unterstützern ein „Collegium Pietatis“ ins Leben, eine Gruppe, welche die Bibel und erbauliche Schriften studierte. 1675 veröffentlichte Spener die Programmschrift „Pia Desideria“ („fromme Wünsche“). Das Büchlein wurde zum Renner, deutschlandweit in vielen Auflagen gedruckt. Spener warb darin für die „Collegia Pietatis“. Den breitesten Raum nahm jedoch die Forderung nach einer Reform des Theologiestudiums ein. Der Pfarrernachwuchs sollte weniger akademisches Fachwissen anhäufen, sich vielmehr den Gemeindegliedern verständlich machen können und einen vorbildlichen Lebenswandel üben. Seine Motivation schöpfte Spener aus der Bibel. Er bezog aus der Verheißung des „Tausendjährigen Reiches“ seine „Hoffnung besserer Zeiten“.

Anfang der 1680er Jahre musste Spener einen Rückschlag hinnehmen. Der radikale Flügel der Frankfurter Pietisten stellte den Kirchenbesuch ein, traf sich nur noch unter Gleichgesinnten. Eine Verständigung mit diesen frühen Weggefährten war nicht mehr möglich.

1686 verließ Spener Frankfurt. Er wurde Oberhofprediger in Dresden, 1691 Propst in Berlin. Vor 300 Jahren, am 5. Februar 1705, ist Spener in Berlin gestorben. Sein Erbe trat ein junger Pfarrer an, den Spener nachhaltig beeinflusst hatte: August Hermann Francke begann 1694 in Halle mit dem Aufbau der Franckeschen Anstalten. Er praktizierte, was Spener immer gepredigt hatte: eine enge Verbindung von Glaube und Leben. 

Autor: C. Schweizer
(Quelle: Ev. Landeskirche in Württemberg, Foto: Amt für Information)