Rund um das Osterfest

Osterfeuer als Hoffnungszeichen

Brauchtum zeugt vom Erwachen der Natur

Osterfeuer am 07.04.2012 in Stadecken-Elsheim. Foto: Andrea Enderlein (epd)

Braunschweig/Bad Pyrmont (epd). Traditionell zu Ostern liegen Rauchschwaden über Deutschland. In vielen Dörfern und Städten knistern und lodern Osterfeuer und schicken Funkenfontänen in den Nachthimmel. "Heutzutage ist das vor allem viel Spaß für die Beteiligten und es fördert das Gemeinschaftsleben", sagt Gerd Biegel. Der Braunschweiger Historiker weiß allerdings auch: "Die Bedeutung der Feuer hat sich bereits mehrfach gewandelt."

Der Flammenzauber im Frühling geht auf vorchristliche Bräuche zurück, sagt der Professor vom Institut für Regionalgeschichte der Technischen Universität Braunschweig. Ursprünglich hätten die Menschen damit das Erwachen der Natur nach dem langen Winter gefeiert. "Das Feuer sollte den Winter endgültig zum Schmelzen bringen." Was der heidnisch-germanischen Sitte entsprang, wurde von den Römern übernommen. Auch die christliche Kirche griff den Brauch wegen seiner Popularität auf. So galt der Feuerschein fortan auch als Symbol für den von den Toten auferstandenen Christus.

Grundsätzlich hätten sich aber vor allem vom Aberglauben geprägte Hoffnungen mit den Flammen verbunden. "So weit das Feuer auf dem Land reichte, so weit sollten die Felder fruchtbar werden und reiche Ernte liefern", sagt Biegel. Von Osterfeuern erhellte Gebäude waren der Überlieferung nach ein Jahr lang vor Unheil bewahrt und die Menschen vor Krankheit beschützt. "Sogar die Asche konnte im Trinkwasser für das Vieh aufgelöst werden und es dann vor Seuchen schützen."

Deutschlands wohl ungewöhnlichste Osterfeuer werden traditionell am Ostersonntag im Weserbergland entzündet. Riesige brennende Osterräder rasen dann abends in Lügde bei Bad Pyrmont vom 285 Meter hohen Osterberg hinunter bis ins Emmertal. Der Ort mit knapp 10.000 Einwohnern bezeichnet sich selbst als "Stadt der Osterräder". Inzwischen besuchen nach Angaben des "Osterdechen-Vereins" jährlich 20.000 bis 30.000 Zuschauer das Spektakel.

Nur in Lüdge an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hat sich der der Brauch der rollenden Flammen bis heute erhalten. Früher war er in vielen Gegenden Deutschlands und auch in Nachbarländern verbreitet. Die Feuerräder gehen vermutlich auf den heidnisch-germanischen Sonnenkult zurück, doch auch sie wurden umgedeutet. Kaiser Karl der Große soll im Jahre 784 verfügt haben, dass sie statt zu Ehren der Frühlingsgöttin Ostara für den auferstandenen Christus zu Tal poltern.

Es habe zu allen Zeiten auch Gegner der Osterfeuer gegeben, sagt Historiker Biegel. So ordnete im Jahr 1647 Herzog August der Jüngere an, dass alle Feiertagsgelage, bei denen Knechte und Mägde gemeinsam feierten, tranken und tanzten, verboten seien, "ingleichen die Osterfeuer sollen ganz und gar abgeschaffet werden".

Heute rufen die Flammen eher Umweltschützer auf den Plan. Behörden verweisen auf die extreme Feinstaubbelastung durch Osterfeuer, die immer wieder Grenzwerte überschreitet. Sie versuchen die Zahl der Feuer zu regulieren. Naturschutzorganisationen warnen alljährlich, dass die vermeintlich sicheren Holz- oder Reisigverstecke für Tiere wie Wildbienen, Hasen oder Igel zum Scheiterhaufen werden.

Dennoch bleibe das Osterfeuer beliebt, sagt Biegel. "Heute symbolisiert es vor allem Hoffnung auf Frieden."