Erntedankfest

Mit dem Erntedankfest erinnern evangelische und katholische Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. Traditionell werden in den Kirchengemeinden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt. Auch Kindern soll das Erntedankfest die Zyklen des Jahreslaufes und der Nahrungsproduktion bewusstmachen. Es soll zeigen, wie die Milch in die Tüte und das Gemüse in die Dose kommt.

Termin für Erntedank ist in der Regel der erste Sonntag im Oktober. Das Fest soll deutlich machen, dass der Mensch die Schöpfung Gottes nicht unter Kontrolle hat. Denn der Mensch ist der Bibel zufolge selbst Teil der Schöpfung. Heute spielen die Themen Umweltschutz, Gentechnik und Verschwendung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle.

Mit der Bitte des Vaterunsers "unser tägliches Brot gib uns heute" wird zugleich an die katastrophale Ernährungssituation in den ärmsten Ländern der Erde und die hohen Lebensmittelpreise erinnert. Im christlichen Verständnis gehören das Danken und Teilen zusammen. Erntedank-Gottesdienste sind daher oft mit einer Solidaritätsaktion zugunsten notleidender Menschen verbunden.

Clemens Dirscherl, Agrarbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mahnt, an Erntedank die Tiere nicht zu vergessen. Tiere hätten unabhängig von ihrem Nutzwert zudem "einen eigenen Sinn". Auch dafür gelte es zu danken. Gerade angesichts aktueller Tierschutzdebatten sollten Kirchengemeinden ihren Erntedank auf Tiere und die verantwortungsvolle Arbeit der Bauern erweitern. Die Erntedank-Symbolik sei bisher sehr auf Ackerfrüchte ausgerichtet und lasse die Tiere aus dem Blick.