Mitteldeutsche Kirchenfusion im zweiten Anlauf geglückt - Bischöfe zeigen sich erleichtert

Wittenberg/Eisenach (epd). Die Fusion der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen mit der Thüringer Landeskirche ist im zweiten Anlauf geglückt. Bei der Abstimmung in der Synode der Kirchenprovinz Sachsen am Freitag in Wittenberg wurde die nötige Zweidrittelmehrheit knapp erreicht. Für den Fusionsvertrag stimmten 56 von 79 anwesenden Mitgliedern des Kirchenparlaments. 22 votierten bei einer Enthaltung mit Nein. Ein erster Anlauf im April war gescheitert.

Die Thüringer Synode hatte dem Vertrag für den ab 2009 geplanten Zusammenschluss bereits im Frühjahr zugestimmt. Die beiden Nachbarkirchen bilden seit 2004 eine Föderation. Die geplante Vereinigte Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) wird rund 950.000 Mitglieder in mehr als 3.300 Gemeinden zählen. Sie rangiert damit im Mittelfeld der künftig nur noch 22 deutschen Landeskirchen.

Bischof Axel Noack reagierte erleichtert auf die Entscheidung. Die Zustimmung sei die richtige Entscheidung, die einen guten Weg eröffnen werde, sagte er vor dem Plenum. Mit dem Votum sei aber auch Schmerz verbunden, weil sich die Synode "nicht stärker" habe einigen können. Der Beschluss sei "der Anfang vom Abschied der Kirchenprovinz".

Die Kirchenleitung müsse nun auch zeigen, dass sie ein verlässlicher Arbeitgeber mit sozialer Verantwortung vor allem für die Mitarbeiter des Magdeburger Kirchenamtes sei, sagte Noack. Laut Fusionsvertrag soll die Verwaltung der beiden Nachbarkirchen in Erfurt zusammengefasst werden. Der gemeinsame Bischofssitz soll dagegen Magdeburg werden.

Der Thüringer Landesbischof Christoph Kähler zeigte sich ebenfalls erleichtert. "Ich freue mich sehr, dass wir jetzt wissen, wohin die Reise geht", betonte er in einer ersten Reaktion in Eisenach. Die Entscheidung der provinzsächsischen Synode sei "ein großer Gewinn für die evangelische Kirche und ihre Gemeinden in Mitteldeutschland".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Wolfgang Huber, beglückwünschte alle Beteiligten. Mit der Entscheidung sei "eine sehr wichtige Hürde auf dem Weg zur Bildung der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland genommen worden", sagte er dem epd in Berlin. Die beiden Landeskirchen von Berlin-Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz hatten 2004 die erste Kirchenfusion in Ostdeutschland vollzogen. Nach einem Strategiepapier der EKD sollen in Zukunft noch weitere Zusammenschlüsse von Landeskirchen erfolgen.

In der Debatte in Wittenberg warf der Magdeburger Synodale Ernst Daenecke der Kirchenleitung vor, Druck ausgeübt zu haben. Der Wittenberger Propst Siegfried Kasparick räumte ein, dass im gesamten Prozess "viele hier" auch von der eigenen Kirche tief betroffen, enttäuscht und verletzt worden seien. Anders als im April äußerten sich diesmal keine leitenden Mitarbeiter kritisch zur Fusion.

Unterdessen diskutierte die mecklenburgische Landessynode am Freitag in Plau am See kontrovers über die Bildung einer möglichen "Nordkirche". Während mehrere Synodale sich für den gemeinsamen Vorschlag von nordelbischer, mecklenburgischer und pommerscher Kirchenleitung aussprachen, beklagten die Kritiker unter anderem den Zeitdruck, unter dem das Projekt stehe. Landesbischof Andreas von Maltzahn betonte, es sei kein einfacher Beitritt, sondern eine neue Kirche mit einer gemeinsam erarbeiteten Verfassung geplant.

Ein Beschluss über die Aufnahme von Fusionsverhandlungen für eine "Nordkirche" wurde für Samstag erwartet. Der mecklenburgischen Kirche gehören derzeit rund 208.000 evangelische Christen an. Die nordelbische Kirche hatte Ende vergangenen Jahres 2,1 Millionen, die pommersche Kirche rund 103.000 Mitglieder.

Pressemitteilung der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM)

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