Thüringen würdigt Landgräfin Elisabeth mit großer Landessausstellung

Eisenach (epd). Mit einer großen Landesausstellung auf der Wartburg und in der Eisenacher Predigerkirche würdigt Thüringen den 800. Geburtstag der mittelalterlichen Landgräfin Elisabeth (1207-1231). Unter dem Motto "Elisabeth von Thüringen - eine europäische Heilige" werden von Samstag an Lebensweg und Heiligenverehrung mit rund 450 Exponaten illustriert, teilten die Veranstalter am Donnerstag mit. Die Leihgaben in der Ausstellung stammen aus 219 Museen, Bibliotheken, Kunstdepots und Archiven in ganz Europa.

Der Rundgang in der ehemaligen Landgrafenburg zeichnet den Lebensweg Elisabeths zwischen ihrer Herkunft aus dem europäischen Hochadel und der radikalen Umsetzung christlicher Gebote wie Demut, Armut und Nächstenliebe nach. Im einstigen Predigerkloster steht die Verehrung der Landgräfin von der Heiligsprechung bis in die Gegenwart im Mittelpunkt. Dabei wird auch auf ihre Bedeutung als Integrationsfigur für soziales Handeln in beiden großen Kirchen verwiesen.

Die kostbarsten Originale aus dem 13. Jahrhundert sind den Angaben zufolge ein goldenes Armreliquiar mit Gebeinen Elisabeths, ihr Bußgewand und der so genannte "Psalter der heiligen Elisabeth". Das Gebetbuch aus dem Bestand des Archäologischen Museums von Cividale in Norditalien gehört zu den wertvollsten Werken mittelalterlicher Buchmalerei. Mit der Landesausstellung ist es erstmals nach acht Jahrhunderten wieder an der Wirkungsstätte der Landgräfin zu sehen.

Die aus Ungarn stammende Königstochter kam 1211 als Vierjährige an den Thüringer Hof und wurde 1221 mit Landgraf Ludwig IV. verheiratet. Nach dessen Tod 1227 auf einem Kreuzzug in Italien verließ sie die Wartburg. Unter dem Einfluss religiöser Armutsbewegungen gründete sie 1228 ein Spital in Marburg. Bereits vier Jahre nach ihrem frühen Tod als 24-Jährige wurde sie 1235 durch Papst Gregor IX. heilig gesprochen.

Die Ausstellung ist vom 7. Juli bis 19. November täglich an beiden Standorten von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet.

05. Juli 2007

Die Wartburg

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Zeitreise ins Mittelalter

Landesausstellung zum 800. Geburtstag der heiligen Elisabeth führt zu den Wurzeln europäischer Geschichte

Von Thomas Bickelhaupt (epd)

Eisenach (epd). Die Wartburg bei Eisenach ermöglicht ihren Besuchern in den kommenden Monaten eine aufschlussreiche Zeitreise ins Mittelalter. Deren Richtung gibt schon der Titel der Landesausstellung vor, für die sich am Samstag erstmals das große Burgtor öffnet: Unter dem Motto "Elisabeth von Thüringen - Eine europäische Heilige" soll mit der Erinnerung an ihr kurzes Leben auch auf die Ausstrahlung ihres Wirkens weit über die damalige Herrschaft hinaus verwiesen werden.

Dafür bietet die Wartburg zahlreiche Anknüpfungspunkte. Zwar sind große Teile der heutigen Burg erst mit deren Rekonstruktion im 19. Jahrhundert entstanden. Doch zumindest der romanische Palas ist einer der authentischen Orte, an denen Landgräfin Elisabeth (1207-1231) einst lebte und wirkte. Jahrhunderte später setzte ihr der spätromantische Münchner Maler Moritz von Schwind hier mit der "Elisabeth-Galerie" 1854 ein bleibendes Denkmal. Auch die zwischen 1902 und 1906 eingerichtete "Elisabeth-Kemenate" ist ein Zeugnis anhaltender Verehrung über die Zeiten.

Die Gründe dafür dokumentiert die Ausstellung im Gedenkjahr zum 800. Geburtstag der Landgräfin mit über 450 Exponaten von 219 Leihgebern. Um die mittelalterliche Lebenswelt für heutige Besucher erlebbar zu machen, wurden kostbare Originale des 13. Jahrhunderts aus ganz Europa ausgeliehen und am historischen Ort zusammengeführt. Bereits am Beginn des Rundgangs illustrieren prunkvoll ausgeschmückte Handschriften die adlige Herkunft Elisabeths und zeigen die fürstliche Hochkultur im ungarischen Königshaus und am Thüringer Landgrafenhof.

Der Psalter der jungen Landgräfin, die 1221 als 14-Jährige mit Landgraf Ludwig IV. verheiratet wurde, zeugt von der hohen Kunst der Mönche in der Schreiber- und Malwerkstatt des längst untergegangenen Hausklosters in Reinhardsbrunn bei Gotha. Über weit verschlungene Wege des europäischen Hochadels gelangte das Gebets- und Gesangbuch schließlich nach Cividale in Norditalien. Als Leihgabe des dortigen Archäologischen Museums ist das Original jetzt erstmals wieder seit Jahrhunderten an der Seite von Ludwigs Psalter zu sehen, der für die Ausstellung aus Stuttgart ausgeliehen wurde.

Neben dem Leben Elisabeths als Landgräfin und ihrem sozialen Engagement ist die schon bald nach ihrem Tod eingeleitete und 1235 abgeschlossene Heiligsprechung ein weiterer Aspekt auf dem Rundgang. Damit war sie nach den Ordensheiligen Franziskus, Antonius und Dominikus die erste heilig gesprochene Vertreterin der damals neu entstandenen religiösen Armutsbewegung. Ausführlich dokumentiert die Ausstellung diesen Prozess, der Elisabeth innerhalb kurzer Zeit in ganz Europa populär machte.

Die unterschiedlichen Seiten der Verehrung verdeutlichen Bildzyklen wie für die Marburger Grabeskirche, aber auch Altarbilder aus Altenberg bei Wetzlar oder Prachthandschriften und Darstellungen aus der Heiligenlegende. Zudem zeigen volkssprachliche und lateinische Texte aus Deutschland, Frankreich, England, Italien und Ungarn, wie sich ein zunehmend mit Wundern und Legenden ausgeschmücktes Idealbild von Elisabeth schnell und weit verbreitete.

Der Rundgang auf der Wartburg endet mit Belegen dafür, wie Martin Luther 300 Jahre später nach einem neuen, reformatorischen Verständnis von Heiligen suchte. Diese Auseinandersetzungen leiten schließlich zum Ausstellungsteil in der Eisenacher Predigerkirche über. Hier kommt die Thüringer Landgräfin aus der Perspektive der Neuzeit in den Blick. Die Aspekte reichen von der "Neuentdeckung" durch die Romantik bis zum Patronat von Sozialeinrichtungen nicht zuletzt auch innerhalb der evangelischen Kirchen.

Die Ausstellung ist an beiden Standorten vom 7. Juli bis 19. November täglich von 8.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

05. Juli 2007

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