Protestanten wollen rechte Hetze nicht hinnehmen

Evangelische Kirche beendet Synodentagung in Magdeburg

9. November 2016

Die EKD-Synode in Magdeburg
Das Plenum der EKD-Synode (Foto: epd-Bild/Norbert Neetz)

Magdeburg (epd). Mit Beschlüssen gegen eine Mission von Juden sowie zur Lage in Europa ist am 9. November die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Ende gegangen. Als Reaktion auf die Präsidentenwahl in den USA verabschiedete das in Magdeburg tagende Kirchenparlament zudem eine Erklärung, in der es seine Sorge ob der zu erwartenden Politik des neuen Präsidenten Donald Trump ausdrückt.

Auch wenn in Deutschland kaum Fälle bekannt sind, in denen Christen versucht haben, Juden zu ihrem Glauben zu bekehren, gilt die Kundgebung zur Judenmission als wichtiges Signal nach außen und nach innen. Christen seien "nicht berufen, Israel den Weg zu Gott und seinem Heil zu weisen", heißt es in dem intensiv diskutierten und am Ende einstimmig beschlossenen Papier. Zugleich wird ausgeführt, dass Menschen den Widerspruch zwischen den unterschiedlichen Bekenntnissen von Christen und Juden nicht lösen können: Das "stellen wir Gott anheim", heißt es.

Zentralrat der Juden würdigt die "eindeutige Abkehr von der Judenmission"

Die Frage, ob Christen Juden davon überzeugen dürfen, dass der Weg zum Heil nur über den gekreuzigten Juden Jesus Christus führt, den sie als Messias betrachten, war in den vergangenen Jahrzehnten kontrovers diskutiert worden. Einige der 20 evangelischen Landeskirchen haben sich bereits in eigenen Erklärungen gegen die Mission von Juden ausgesprochen, in anderen gibt es unterschiedliche Ansichten dazu. 

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte, die "eindeutige Abkehr von der Judenmission" bedeute der jüdischen Gemeinschaft sehr viel. Die lange erwartete Erklärung sei Ausdruck der freundschaftlichen Verbundenheit von Judentum und evangelischer Kirche.

Rechten und Populisten nicht die Köpfe und Herzen überlassen

Die Synode der EKD argumentiert in ihrer Kundgebung bewusst theologisch und weniger historisch. Sie beruft sich auf die "bleibende Erwählung Israels": die Überzeugung, dass Gott zunächst mit dem Volk Israel einen Bund geschlossen hat und dann mit den Christen – und beide Vereinbarungen in Treue hält: "Alle Bemühungen, Juden zum Religionswechsel zu bewegen, widersprechen dem Bekenntnis zur Treue Gottes und der Erwählung Israels." 

In der Kundgebung zum Synoden-Schwerpunktthema "Europa in Solidarität – Evangelische Impulse" warnt die evangelische Kirche vor Rechtspopulismus. "Wir beziehen klar Position gegen populistische Angstmache und rechte Hetze", heißt es in der einstimmig verabschiedeten Erklärung. Man wolle mit verängstigten Menschen sprechen und den Rechten und Populisten nicht die Köpfe und Herzen derer überlassen, die aus Verunsicherung nach einfachen Antworten suchen. Das Ergebnis der US-amerikanischen Präsidentenwahl mache deutlich, "dass diese Herausforderungen auch außerhalb Europas sehr große Bedeutung haben", fügten die 120 Mitglieder des Kirchenparlaments kurzfristig ein.

Erklärung zur Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten

Zusätzlich gab die Synode noch eine gesonderte Erklärung zur Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten ab. Dieser habe nicht nur "mit Parolen der Angst, des Hasses und der Ausgrenzung ganzer Menschengruppen geworben". Er habe auch die Demokratie und ihre Regeln verhöhnt. Menschen in Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz hätten Trump ihre Stimme gegeben, konstatierte die Synode mit großer Mehrheit. Die Wähler hätten damit ihrer Verunsicherung in einer freien Gesellschaft Ausdruck verliehen. Gleichwohl bekundete das Kirchenparlament seinen Respekt vor der demokratischen Willensbildung in den USA.

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte am Rande der Beratungen, er hoffe, dass die von Trump im Wahlkampf angeschlagenen Töne nicht dieselben seien wie künftig als Präsident. Seine Aussagen im Wahlkampf seien spalterisch und abwertend gegenüber anderen Menschengruppen gewesen.

30 Scouts beobachten das Reformationsjubiläum

Das Ende Oktober gestartete Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum will die Synode genau unter die Lupe nehmen. Dazu sollen rund 30 sogenannte Scouts aus allen Bereichen der Zivilgesellschaft und der Kirche im Jubiläumsjahr selbstgewählte Veranstaltungen beobachten und ihre Eindrücke festhalten. Auch Menschen ohne religiöse Bindung wollen die Protestanten als Beobachter gewinnen. Unmittelbar nach Ende des Festjahres sollen die Beobachtungen der Scouts in einem Bericht zusammengefasst und der im November 2017 in Bonn tagenden Synode vorgelegt werden.

epd