Fürbitte für den Sudan

Volksabstimmung im Südsudan entscheidet über die Unabhängigkeit

07. Januar 2011

Wahlunterlagen werden im Südsudan für das Rferendum per Helikopter angeliefert (Foto: UN Photo/Tim McKulka)

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bittet die Gliedkirchen, in den Gottesdiensten am 9. Januar 2011 (1. Sonntag nach Epiphanias) des Friedens- und Versöhnungsprozesses im Sudan fürbittend zu gedenken. Damit greift er den Aufruf des südsudanesischen Kirchenrates zur besonderen Fürbitte für den Sudan auf.

Mit einer Volksabstimmung entscheidet die Bevölkerung im Südsudan am 9. Januar 2011 über die Unabhängigkeit vom Norden. Damit sollen der Konflikt zwischen Nord- und Südsudan endgültig beendet und die Weichen für eine friedliche Zukunft gestellt werden. Die jahrzehntelang währende Auseinandersetzung hat mehr als zwei Millionen Menschen das Leben gekostet und doppelt so viele Flüchtlinge hervorgebracht.

„Die historische Chance für eine bessere Zukunft des Sudan war noch nie größer als heute“, glaubt der Sudan-Beauftragte des Rates der EKD, Volker Faigle. Die Chance dürfe nicht verspielt werden, gerade angesichts zunehmend dunkler Wolken, die am Horizont des bevorstehenden Referendums aufzuziehen drohen.

EU-Wahlbeobachter blicken mit vorsichtigem Optimismus auf das afrikanische Land. Die am Sonntag beginnende Abstimmung über eine staatliche Unabhängigkeit im Südsudan sei organisatorisch und technisch gut vorbereitet, sagte die Leiterin der EU-Beobachtermission, Véronique De Keyser, in einem epd-Gespräch am Freitag in Belgien vor ihrem Abflug in den Südsudan.

De Keyer schloss nicht aus, dass es an einigen Orten zu gewaltsamen Zwischenfällen kommen kann. Mit Einschüchterungen in größerem Stil rechnet sie aber schon allein wegen der starken internationalen Präsenz nicht. Alles in allem werde das Referendum wohl sehr viel kontrollierter ablaufen als die allgemeinen Wahlen im Sudan im April 2010: "Man kann sie als Probelauf für das anstehende Referendum sehen. Ich denke, das Land hat viel dazugelernt."

Anlass zur Hoffnung gibt nach ihren Worten auch die Ankündigung des sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir, den Ausgang des Referendums zu respektieren. Schwierigkeiten bereite allerdings nach wie vor die schwache Infrastruktur. De Keyser: "Der Transport der Menschen zu den Wahllokalen ist ein großes Problem."

Die belgische Europaparlamentarierin leitet ein rund 100-köpfiges EU-Beobachterteam, zu dem auch fünf Deutsche gehören. Sie sprach sich dafür aus, das auf sieben Tage angesetzte Referendum zu verlängern, sollten viele Menschen die Abstimmungsorte nicht rechtzeitig erreichen.

Die Abstimmung erlangt nur Gültigkeit, wenn 60 Prozent der rund 3,9 Millionen registrierten Stimmberechtigten daran teilnehmen. Außer im Süden des Sudans können Südsudanesen auch im Norden des Landes und in acht weiteren Staaten abstimmen.

Die Zukunft der umstrittenen Region Abiyei mit ihren reichen Ölvorkommen werde zunächst weiter ungewiss bleiben, sagte De Keyser. Geplant ist, dass die Bewohner in einem eigenen Referendum über die Zugehörigkeit zum Norden oder Süden entscheiden sollen. "Ich erwarte nicht, dass dies in naher Zukunft geschieht", sagte die Parlamentarierin. Möglich sei auch, dass die Streitfrage auf politischem Weg ohne ein Referendum entschieden werde.

(mit epd)

Fürbittempfehlung zum 9. Januar 2011

"Herr, unser Gott,
wir bitten für die Menschen im Sudan:
lass Frieden und Versöhnung einkehren in dem von Bürgerkriegen geschundenen Land,
dass aus erlittenen Verletzungen nicht weiter Zwietracht und Krieg wachsen.

Schenke einen friedlichen Verlauf der heute beginnenden Volksabstimmung,
damit die große Hoffnung auf dauerhaften Frieden endlich erfüllt wird.

Stehe allen Vertriebenen bei, die sich nach Rückkehr in die Heimat sehnen,
damit sie sich nach Leid und Unrecht eine neue Zukunft aufbauen können.
Sei ihnen und uns allen die strömende Quelle der Kraft.
Stärke uns, dein Licht der Liebe und Hoffnung in die Welt zu tragen."