In Dreiheit eins

In Würzburg betritt die evangelische Kirche Neuland

29. April 2009


Alles neu macht der Mai! Die EKD absolviert eine Premiere: Erstmals finden im Vorfeld einer Synode der EKD auch die entsprechenden Tagungen der vorgeschalteten gliedkirchlichen Zusammenschlüsse statt.

So tagen im schönen Würzburg, also am gleichen Ort und mit den gleichen Menschen ebenfalls die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) sowie die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Frage: Warum ist das so? Warum sind die beiden großen Versammlungen der UEK und der VELKD zeitlich, räumlich und mittels der Personenidentität ihrer Mitglieder mit der EKD-Synode so nah zusammengerückt?

Antwort: Weil die evangelische Kirche in Aufbruch geraten ist. Angestoßen durch die legendären "unfrisierten Gedanken" des ehemaligen Kirchenamtspräsidenten Eckardt von Vietinghoff aus Hannover im Jahre 2002, haben sich EKD, UEK und VELKD auf den Weg gemacht, um ihre inhaltlich wertvolle Vielfalt organisatorisch auf eine neue Qualitätsstufe zu heben. Herausgekommen ist das so genannte Verbindungsmodell, das im Jahr 2005 vertraglich vereinbart wurde. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass seit einiger Zeit das Amt der UEK und das Amt der VELKD, also die beiden Verwaltungseinheiten, unter einem Dach im Kirchenamt der EKD arbeiten.

Willkommene Folge dieser „Vereinigung“ unter einem Dach des EKD-Kirchenamtes in der Herrenhäuser Straße 12 in Hannover, sind natürlich die heute oft beschworenen Synergieeffekte in Verwaltungsabläufen sowie die Erleichterung direkter Kontakte der Kolleginnen und Kollegen von Flur zu Flur. Dass es sich dabei nicht bloß um ein räumliches Aneinanderrücken handelt, sondern auch um eine bewusste Zusammenfassung und gemeinsame Gestaltung von Aufgaben zeigt die Tatsache, dass die beiden Leiter der Ämter von UEK und VELKD, Auslandsbischof Martin Schindehütte und Vizepräsident Friedrich Hauschild zugleich in Personalunion wichtige Positionen im Kirchenamt der EKD bekleiden, nämlich die des Auslandsbischof und die des Leiters der Hauptabteilung „Öffentliche Verantwortung und Bildung“.

Die Bestrebungen nach mehr Einheit innerhalb der evangelischen Kirchen in Deutschland richten sich keinesfalls auf eine wie auch immer gestaltete Uniformität. Das Motto dieses Prozesses lautet vielmehr: Soviel Einheit wie möglich, aber soviel Unterschiede wie nötig. Denn die Vielfalt der unterschiedlichen evangelischen Traditionen sind ein Reichtum und eine Fülle, die bewahrt werden müssen, wenn sie auch institutionell weiter ausgestaltet werden können.

Wolfgang Huber führte zu Beginn seiner Amtszeit als Ratsvorsitzender auf der EKD-Synode in Trier im Herbst 2003 dies programmatisch aus: „Wenn man ,Einheit‘ auf evangelisch buchstabiert, bedeutet es nicht Uniformität. Zu dieser Einheit gehört wesentlich die Pluralität der Stimmen, aber eine Pluralität, in der man aufeinander hört und miteinander arbeitet. Die Strukturreformen, in denen wir uns befinden, sind ein Mittel zum Zweck. Sie dürfen nicht zu einer Selbstbeschäftigung werden, denn Strukturen sind Instrumente im Dienst des Auftrages, um den es der Kirche geht.“ (Hier die gesamte Rede zum Nachhören)

In diesem Sinne gehen die EKD-Synodalen, die je nach landeskirchlichem Herkommen auch Mitglieder der Vollkonferenz der UEK oder der Generalsynode der VELKD sind, hoffentlich fröhlich an ihre Aufgaben, beseelt von der Vision, dass durch ihr Wirken die evangelische Kirche in ihrem ganzen Reichtum in den Beratungen der Vollkonferenz der UEK, der Generalsynode der VELKD und der Synode der EKD konkrete Gestalt gewinnt.

So verstanden, heißt das neue Motto für solche verbundenen Tagungen also nicht „aus drei mach eins“, sondern vielmehr „In Dreiheit eins“.



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