Kock: Keine pauschalen Verdammungsurteile

Ökumenischer Gottesdienst in Düsseldorf

14. September 2001


Seit mehreren Tagen haben wir die schrecklichen Bilder der Terroranschläge in den USA vor Augen und noch immer fehlen Worte, den Schmerz, die Trauer und die Ohnmacht zu beschreiben. Angesichts der schockierenden Ereignisse hatten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz zu einem gemeinsamen Friedens- und Gedenkgottesdienst in die Johanneskirche nach Düsseldorf eingeladen. Bundesweit wurde dieser Gottesdienst in den Kirchengemeinden vom Geläut der Glocken und von eigenen Gottesdiensten begleitet. Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Manfred Kock, betonte in seiner Ansprache "Wir werden Gott bitten, dass die Gräueltaten dieser Woche nicht neues Unrecht hervorbringen. Die Versuchung ist groß, Hass mit Hass zu beantworten. Und vor allem droht die Gefahr, pauschale Verdammungsurteile auszusprechen. Mag es sehr wahrscheinlich sein, dass Kräfte hinter den Anschlägen stehen, die vorgeben im Namen ihrer Religion einen heiligen Krieg zu führen, wir sind hier, um um die Kraft zu bitten, allen Versuchen zu widerstehen, den Islam als Weltreligion für diese Terroranschläge verantwortlich zu machen. Vor allem bitten wir Gott, dass in unserem Land nicht Vorurteile gegen die muslimischen Bürger wachsen."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, stellte in seiner Predigt erschreckt fest: "In welche Abgründe menschlichen Denkens und Handelns muss man hineinblicken!" Mit Worten aus Psalm 121 formuliert er die Frage "Woher kommt mir Hilfe?" angesichts der "Hochhäuser denken, die nun in Schutt und Asche liegen." Der Beter des Psalms wisse um die "tiefe Ungewissheit, Verletzlichkeit und Brutalität des menschlichen Lebens", aber er sei auch getragen von dem "unerschütterlichen Vertrauen in die helfende Gegenwart Gottes, gerade wenn wir Menschen keine Antwort mehr finden." Lehmann betont, der Wunsch nach Frieden und die Kraft des Segens habe den längeren Atem, als alle Hass.

Am Gottesdienst nahmen u.a. auch Bundesratspräsident Kurt Beck, VertreterInnen von Bundes- und Landesregierung, Dr. Nadeem Elyas vom Zentralrat der Muslime und Paul Spiegel vom Zentralrat der Juden sowie Vertreter des diplomatischen Korps teil.