Gemeinsam erinnern, damit alle nicht vergessen

Gottesdienst in der Versöhnungskirche Dachau

25. Januar 2008


Am 27. Januar 1945 wurde in der Nähe des kleinen polnischen Städtchens Auschwitz das größte nationalsozialistische Konzentrationslager von Soldaten der Roten Armee befreit. Für viele Menschen, die noch nicht in die Gaskammern von Auschwitz-Birkenau gebracht wurden, und die noch nicht in andere Lager abtransportiert wurden, ging eine unbeschreibliche Zeit des Schreckens, der Unterdrückung und der Entwürdigung zu Ende. Die Bilder und Filmaufnahmen der ausgemergelten, kaum noch an menschliches Dasein erinnernden Gestalten setzen auch heutzutage alle in Schrecken, die dies zum ersten mal sehen. Auschwitz wurde zum Synonym für die menschenunwürdige Unterdrückung und die industrielle Ausrottung von anders Gläubigen, anders Denken, anderes lebenden Menschen durch den deutschen Nationalsozialismus. Ob Jude oder Kommunist, ob homosexuell oder fromm, ob Sozialist oder Sinti – jede und jeder, der anders war, wurde in Konzentrationslager gesperrt, dort oder in Außenlagern als Arbeitskraft ausgebeutet und missbraucht oder massenhaft mit erschreckender Perfektion getötet. Nicht nur in Auschwitz, sondern an vielen Orten insbesondere in Polen und Deutschland haben die Nationalsozialisten Konzentrationslager eingerichtet – das erste in Dachau, in der Nähe von München.

Seit der damalige Bundespräsident Roman Herzog 1996 nach dem Vorbild anderer europäischer Länder in Deutschland den 27. Januar zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ausgerufen hat, erinnern Menschen alljährlich Ende Januar an das Leiden derer, die in den Lagern gestorben sind und gelitten haben. So findet beispielsweise im Deutschen Bundestag alljährlich eine Gedenkstunde statt, zudem treffen sich in vielen Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager Menschen, die nicht wollen, dass das Leiden damals in Vergessenheit gerät, Gottesdienste werden gefeiert und seit vier Jahren wird bei den Spielen der ersten und zweiten Bundesliga im Fußball am Wochenende nach dem 27. Januar an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, besonders an die, die aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, aus der Gemeinschaft der Sportler gerissen und ins Konzentrationslager abtransportiert wurden. Der Erinnerungstag im Deutschen Fußball nennt unter anderem den jüdischen Spieler der deutschen Nationalmannschaft, Julius Hirsch, oder den ungarischen Nationalspieler jüdischer Abstammung Árpád Weisz. Die Deutsche Fußball Liga und die Clubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga rufen alle Fußballfans auf, den Opfern der nationalsozialistischen Diktatur zu gedenken und ihnen und ihren Familien Respekt zu erweisen. Sie wollen damit „in heutiger Zeit deutliche Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung setzen“.

In diesem Jahr fällt der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ auf den Sonntag Sexagesimä. Zum Abschluss eines Treffens zwischen dem Rat der EKD und den Leitenden Geistlichen (Bischöfe, Kirchenpräsidenten, Präsides) feiern sie gemeinsam mit Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau und ihren Nachfahren und mit Vertretern des Deutschen Fußballbundes. Als Antwort auf die Studie „Fußball unter dem Hakenkreuz“ hat der Deutsche Fußballbund einen Preis ausgelobt, für Vereine, Faninitiativen und Einzelpersonen, die sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus mit kreativen Aktionen zur Wehr setzen. Benannt ist der Preis nach jenem deutsch-jüdischen Fußballnationalspieler Julius Hirsch, der zuerst aus seinem Fußballverein ausgeschlossen, dann abtransportiert und in Auschwitz vergast wurde.

Die Versöhnungskirche in Dachau hat vor Jahren die Initiative ergriffen, dass nach dem Vorbild der italienischen Fußballliga auch in deutschen Stadien den Gedenktag des Fußballs zu begehen. Stadionmagazine und die Stadionsprecher haben an die Opfer des Holocaust erinnert und diese geehrt. Gleichzeitig wurden die Fans aufgerufen sich aktiv gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus im Stadion und in der Gesellschaft zu Wort zu melden und zur Wehr zu setzen. Und die Spieler trugen die Aufschrift auf den Trikots: „Per non dimenticare! – Lasst uns nicht vergessen!“

EKD-Pressemitteilung "Evangelische Kirche gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus"

Predigt von Landesbischof Johannes Friedrich im Gottesdienst zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in der Versöhnungskirche Dachau am 27. Januar

Kolumne des EKD-Ratsvorsitzenden in der BZ

Evangelische Versöhnungskirche Dachau