Pop meets Paul Gerhardt

Chorsängerfestival zum 400. Geburtstag

10. September 2007


„Geh aus mein und suche Freud in dieser schönen Sommerszeit“ – auch wenn Klimakatastrophe und persönliches Empfinden bei vielen zu der steilen Aussage führen, es gäbe gar keinen Sommer mehr, das Lied des Dichters Paul Gerhardt ist immer noch in aller Munde. Spannend wäre es, einmal herauszufinden, welche Lieder wirklich bekannter sind: „Love me tender“ vom Rock-King Elvis, „Hey Jude“ der Pilzköpfe aus Liverpool oder „Like a virgin“ von Madonna. Vielleicht wären auch die „99 Luftballons“ von Nena oder eine Liebesschnulze aus der unüberschaubaren Schlagerwelt im deutschen Sprachraum weit vorne. Aber eines ist sicher: Die Lieder eines Songwriters, der vor 400 Jahren in Graefenheinichen geboren wurde, wären ganz vorn mit dabei. Und all die anderen Songs aus dem 20. Jahrhundert müssen erst noch zeigen, dass sie auch in drei Jahrhunderten in Kindertagesstätten und bei Seniorennachmittagen, auf Wanderungen und beim Gottesdienst angestimmt werden. Da sind dann plötzlich die Texte aus dem 30jährigen Krieg nicht mehr „verdammt lang her“ (BAP), sondern ziemlich gegenwärtig. Viele Menschen kennen den ersten Vers auswendig und kommen beim zweiten in Stottern, die Melodie aber hat sich, einem Ohrwurm gleich, festgesetzt.

Dabei war Paul Gerhardt gar kein Songwriter im strengen Sinn. Von ihm sind dien Texte, aber meist stammt die Melodie von seinen Zeitgenossen Crüger und Johann Georg Ebeling. Die beiden gingen dabei auch nicht anders vor als heutige Popstars: Sie griffen auf bekannte Tonfolgen und Melodien zurück, so dass die Lieder sich schnell im Ohr festsetzten und dort blieben. Das allein reichte weder damals noch heute. Paul Gerhardts Liedtexte drückten Gefühle und Erfahrungen, Trauer und Freude, Sehnsucht nach Frieden und Erschrecken vor der Welt aus, wie es sonst nur wenig populäre Liederdichter geschafft haben: „Nun ruhen alle Wälder“ – „Befiehl du deine Wege“ – „Lobet den Herren, alle die ihn ehren.“

So treffen beim Chorfestival anlässlich des 400. Geburtstag von Paul Gerhardt am 15. und 16. September in Ferropolis – ganz in der Nähe von Graefenheinichen über 2.700 Chorsänger auf Musiker, die sich eher dem Jazz und dem Pop verschrieben haben: die Sängerin Sarah Kaiser, der Musiker und Produzent Dieter Falk – bekannt unter anderem als Jury-Mitglied von „Popstars“ auf Pro Sieben – und der Rockpoet Heinz R. Kunze, - poetisch-lyrischer Songwriter, der sich auch gern mal musikalisch mit Shakespeares Dramen auseinander setzt. Neben diesen Solisten kommt die Gruppe „Allee der Kosmonauten“, die mit lebensnahen Texten von sich reden gemacht haben. Sie alle stimmen gemeinsam „A Tribute to Paul Gerhardt“ an. Dabei begegnen sich nicht unterschiedlich musikalische Welten, sondern Popmusiker dieser Tage treffen auf Popmusik aus dem 17. Jahrhundert.

Sarah Kaiser

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Paul Gerhardt Festival in Ferropolis