"Chinesen werden 21. Jahrhundert mitprägen"

Huber zieht positive Bilanz nach China-Reise

18. Oktober 2004


Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, hat eine positive Bilanz seines zweiwöchigen Besuchs in der Volksrepublik China gezogen. Die Kontakte zur protestantischen Kirche in dem «ungewöhnlichen Land» seien «intensiviert und vertieft» worden, erklärte Huber in Schanghai. Er sei überzeugt, dass «die Welt des 21. Jahrhunderts in erheblichem Maße von den Chinesen mit geprägt werden wird», sagte Huber. «Ich bin beeindruckt von der Zuversicht, mit der die chinesischen Christen die Zukunft zu gestalten versuchen», beschrieb der Bischof seine Begegnungen mit chinesischen Kirchenvertretern und Gläubigen in mehreren Städten und Provinzen des Landes. Dabei war er vor allem mit Vertretern der «Patriotischen Protestantischen Drei-Selbst-Bewegung» zusammengetroffen, die als einzige evangelische Gemeinschaft von der Regierung anerkannt wird.

Huber verglich das Ende der Kulturrevolution in China mit dem Fall der Mauer in Deutschland. In beiden Gesellschaften habe dies zu großen Umwälzungen geführt, sagte er. Die EKD und der chinesische Christenrat wollen ihre Kontakte weiter vertiefen, so Huber. Man hoffe, dass chinesische Studenten künftig wieder zum Theologiestudium nach Deutschland kommen und deutsche Theologen zum Praktikum nach China gehen können. Außerdem wolle man bei der Sozialarbeit zusammenarbeiten und den theologischen Dialog verstärken.

Huber verurteilte das von der Regierung verhängte Verbot, Kinder unter 18 Jahren zu taufen, als «gravierenden Tatbestand» und Verstoß gegen die Religionsfreiheit. Außerdem bemängelte er, dass Bibeln nicht frei in Buchhandlungen zu kaufen sind, obwohl kein Mangel herrscht: In den letzten Jahren sind über dreißig Millionen Bibeln in China gedruckt worden. Die Behörden schreiben aber vor, dass Bibeln nur in registrierten Kirchenzentren abgegeben werden dürfen.

Weitere Berichte von der Reise