Ev. Kirche in China will Bischöfe weihen

Bischof Ting: "Frauen mit Sicherheit darunter"

14. Oktober 2004


Die protestantische Kirche in China will zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Bischöfe weihen. Dies teilte der Präsident des Theologischen Seminars in Nanjing, Bischof K.H. Ting, einer Delegation der EKD mit, die derzeit China besucht. Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber begrüßte die Entscheidung als Schritt zur Eigenständigkeit der kirchlichen Strukturen. Dies werde den Zusammenhalt zwischen den chinesischen Gemeinden stärken, sagte er.

Die Ankündigung der Bischofsweihe wurde in Kirchenkreisen als sensationell bewertet. Der fast 90jährige Ting war bereits vor der Gründung der kommunistisch regierten Volksrepublik China im Jahr 1949 zum Bischof der anglikanischen Kirche geweiht worden. Er ist heute der einzige noch lebende protestantische Bischof in China. «Wir haben beschlossen, dass die Kirche Chinas mehr wie eine richtige Kirche werden soll», begründete Ting den Entschluss. Man wolle die «apostolische Nachfolgeregelung» wiederbeleben. Die Bestimmung der Bischöfe solle durch Handauflegen durch Geistliche geschehen, die bereits selbst Bischöfe sind, sagte er.

«Da es außer mir niemand mehr gibt, wollen wir einige Bischöfe aus dem Ausland zum Handauflegen einladen», sagte er. Wann die ersten Bischöfe geweiht und nach welchem Modus sie gewählt würden, stehe noch nicht fest. Frauen seien mit Sicherheit darunter.

Der EKD-Ratsvorsitzende hatte in Nanjing einen Kranz an der Gedenkstätte für das Massaker von 1937 niedergelegt. Damals hatten japanische Truppen bis zu 300.000 chinesische Soldaten und Stadtbewohner innerhalb weniger Tage ermordet. «Dies ist einer der Orte auf der Welt, der in besonderer Weise an das Grauen erinnert», sagte er. Diese Gedenkstätten müssten zum Ausgangspunkt für die Versöhnung zwischen den Menschen werden.

Weitere Berichte von der Reise