Nahostkonferenz der EKD tagte in Kairo

Auswanderung von Christen aus Konfliktzonen des Nahen Ostens hält an

03. Mai 2007


Die derzeitige chaotische Situation in weiten Teilen des Irak sei vor allem auf die Beseitigung zentraler politischer Strukturen nach der amerikanisch-britischen Invasion und das dadurch entstandene Machtvakuum zurückzuführen. Diese Auffassung vertrat der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Ägypten, Bernd Erbel, im Gespräch mit leitenden Repräsentanten der deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Nahen und Mittleren Osten. Die außer Kontrolle geratene Situation ist laut Erbel, der zuvor als deutscher Botschafter im Irak tätig war, ist kein religiöser Konflikt. Für Christen im Irak, deren Zahl mittlerweile auf unter 1 Million geschrumpft sein dürfte, bestünde keine größere Gefährdungslage als für andere Gruppen. Jedoch erleichtern die Kontakte der Christen zu Glaubensgenossen im Ausland oftmals, einen Auswanderungswunsch in die Tat umzusetzen.

Die jährlich an einem anderen Ort in der Region stattfindende Konferenz der deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Nahen und Mittleren Osten (Nahostkonferenz) tagte vom 19. bis 25. April in Kairo unter dem Thema „Dialog des Lebens in spannungsreicher Zeit“. Dabei wurden die Erfahrungen der Gemeinden im interreligiösen Dialog sowohl im Alltag der Gemeindemitglieder als auch in Kontakten, Gesprächen und Projekten mit Partnerorganisationen ausgewertet.

Scheich Dr. Fauzi Zifzaf, langjähriger Leiter der Abteilung der Al-Azhar Universität in Kairo für den "Dialog mit den himmlischen Religionen" unterstrich dabei das grundlegende Interesse des Islam am Dialog. "Dialog ist die Sprache des Islam"; denn bereits der Koran enthalte viele Dialoge, die vorbildhaft seien.

Die in Trägerschaft der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde in Kairo arbeitende "Deutsche Evangelische Oberschule" versteht sich als Begegnungsschule, an der ca. 1.200 ägyptische und deutsche Kinder und Jugendliche unterrichtet werden. Die Teilnehmer der Nahostkonferenz diskutierten mit Schülern und Lehrern über dialogische Formen des Unterrichts, unter anderem auch das Modell eines kooperativen Religionsunterrichts.

Prof. Dr. Mahmoud Zakzouk, Minister für religiöse Angelegenheiten, äußerte sich bei einem Empfang für die Konferenzteilnehmer kritisch zu der neuen Islam-Handreichung der EKD, die den Islam zu wenig in seinen positiven Intentionen würdige. In den westlichen Ländern würden zu viele politische Konflikte fälschlicherweise dem Islam zugerechnet. Zahlreiche gewaltträchtige Auseinandersetzungen hätten vielmehr ihre Ursache im Verhalten des Westens. Der Minister unterstrich die Dringlichkeit und Unverzichtbarkeit eines Dialogs der Religionen und kündigte an, dass er am Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln Anfang Juni teilnehmen und für ein Podiumsgespräch mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zur Verfügung stehen werde.

Die Konferenz wurde überschattet durch die Morde an Christen in der osttürkischen Stadt Malatya. Bischof Martin Schindehütte, Auslandsbischof der EKD, zeigte sich besorgt über radikale nationalistische Gruppen in der Türkei. Er unterstrich, dass die EKD an ihren Planungen festhalten werde, die neu begonnene pastorale Betreuung von Deutschen an der türkischen Südküste wie auch in den Arabischen Emiraten auszubauen. Zudem sollte die kirchliche Präsenz in Iran auch in spannungsreichen Zeiten nicht aufgegeben werden.

Editorial "Gemeindearbeit im Nahen Osten"