3. Tagung der 12. Synode der EKD

Magdeburg, 3. bis 9. November 2016

Bericht des Präsidiums

Präses Dr. Irmgard Schwaetzer

Liebe Synodale!

Gott neu bitten

"Gott neu …" 500 Jahre Reformation: Das Jubiläum wird etwas anderes als nur Rückblick, Festakt und feierliche Erinnerung. Es wird – so Gott will – ein neuer Anfang sein. Denn wir begeben uns in den kommenden Monaten gemeinsam auf Gottessuche. Wir wollen Gott und Kirche im 21. Jahrhundert und für das 21. Jahrhundert neu finden. Das ist ein Wagnis, für jede Einzelne und jeden Einzelnen. Und es ist eine Einladung zur Gemeinschaft. Die Einladung, im Dialog die persönliche Beziehung zu Gott zu betrachten und erneut zu bestimmen.

Unsere gemeinsame Reise hat begonnen. Kraftvoll haben wir das Jubiläumsjahr der Reformation am 31. Oktober in Berlin und allen Landeskirchen eröffnet. Unser Anspruch, 2017 ökumenisch und international zu feiern, ist an diesem Tag schon deutlich geworden: Im schwedischen Lund, wo vor 40 Jahren der Lutherische Weltbund gegründet wurde, hat Papst Franziskus die Verbundenheit mit den lutherischen Kirchen in einem gemeinsamen Gottesdienst gefeiert. In Berlin hat der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, die Martin-Luther-Medaille an Karl Kardinal Lehmann verliehen. Dass die Reformation nicht nur den Glauben, sondern auch Gesellschaft und Staat verändert hat, kam in der Rede von Bundespräsident Joachim Gauck in der Festveranstaltung zum Ausdruck, zu dem die Bundesregierung und das Land Berlin ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt eingeladen hatten.

2017 liegt vor uns. Wir blicken erwartungsvoll und gespannt auf das, was kommt. Wir feiern grundlegende Erkenntnisse der Reformatoren und bitten neu um Gottes Gegenwart:

Das "sola scriptura" der Reformatoren fordert uns auf, den Blick immer wieder auf die Heilige Schrift zu lenken. Dazu gehört es auch, die vertraute Bibelübersetzung zu prüfen, ob sie dem, was wir über die Ursprungstexte wissen, und unserer Zeit noch angemessen ist. Darum wurde in den letzten Jahren die Lutherbibel neu durchgesehen. In einem Gottesdienst in Eisenach am 30. Oktober wurde die revidierte Fassung den Gemeinden zum Gebrauch übergeben. Auch uns wird die neue Fassung nun "zum fleißigen Gebrauch" empfohlen. Deshalb erhalten alle Synodalen und unsere Gäste heute ihr persönliches Exemplar. Gleichzeitig wird ein Wunsch aus der Synode nach einer kostenfreien Bibel-App zum Herunterladen realisiert. Dieses Angebot gilt bis zum Reformationstag 2017. Bis dahin soll jede und jeder die Möglichkeit haben, die Bibel ständig bei sich zu haben, sich von den Erzählungen und den überlieferten Worten ansprechen zu lassen und zum Nachdenken angeregt, getröstet und bewegt zu werden.

Die reformatorische Entdeckung des "allgemeinen Priestertums der Gläubigen" erweist sich nicht nur beim Lesen der Bibel als bedeutende Ressource. Sie hat auch unser Kirchenverständnis verändert. Es sind nicht allein Theologinnen und Theologen, die den Weg der Kirche bestimmen. Im Miteinander von Menschen ganz unterschiedlicher Berufe und Kompetenzen, im Versprechen des Zuspruchs und Anspruchs des Evangeliums mit den Herausforderungen unserer Gegenwart wird der Kurs der Kirche bestimmt. Dieses Miteinander hat einen Namen und einen institutionalisierten Ort: Synode! Die Einrichtung von Synoden im Protestantismus ist Ausdruck eines Modernisierungsprozesses, der die Gestalt der Kirche als Folge christlicher Freiheit und Verantwortung begreift, die sich im Alltag der Gemeinden bewähren muss.

Für die EKD-Synode bedeutet das: Sie bildet die konstruktive Spannung der unterschiedlichen kirchlichen Erfahrungsebenen ab. Die EKD-Synode hat ihre Hauptaufgabe darin, die evangelische Christenheit in Deutschland zu repräsentieren, im Dialog Konflikte zu bearbeiten, die Gemeinschaft zu stärken und den Dienst für andere zu entwickeln. So steht es sinngemäß in unserer Grundordnung. Sie nimmt diese Leitungsaufgabe kooperativ wahr, gemeinsam mit Kirchenkonferenz und Rat. Die "Macht" der Synode ergibt sich zentral nur durch die Qualität ihres Ringens um die Wahrheit und ihre öffentliche Wahrnehmung.

Bei allem Bemühen schützt das nicht vor Irrtum und Schuld. Mit Recht betonen die Reformatoren: Wir sind "simul iustus et peccator" – gerechtfertigt und doch zugleich schuldig.

Wir gedenken deshalb zu Beginn des Jubiläumsjahres der Reformation auch der Schuldgeschichte, in die wir verstrickt sind, und bitten um Vergebung und Versöhnung. Die Vorbereitung des Gottesdienstes "Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen" mit dem "Gemeinsamen Wort zum Jahr 2017" des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz hat Katholiken und Evangelische nah zusammengeführt. Die theologischen Erkenntnisse, die beide Kirchen in den vergangenen 500 Jahren gewonnen haben, zeigen, dass uns weit mehr eint als uns trennt. Zugleich gehören im Horizont einer "versöhnten Verschiedenheit" auch die unterschiedlichen Glaubenszeugnisse und Frömmigkeitstraditionen zum großen Schatz der Christenheit.

Die Synode hat im vergangenen Jahr in Bremen mit ihrem Beschluss "Martin Luther und die Juden – Notwendige Erinnerung zum Reformationsjubiläum" einen anderen Aspekt der Schuldgeschichte diskutiert. In ihrem Beschluss hat sie ihre Ablehnung des Antijudaismus von Martin Luther klar benannt. Es zeigt die Brisanz der Sache, dass über die Botschaft dieser Erklärung ein innerevangelischer Professorenstreit öffentlich ausgetragen wurde. Mit einem weiteren wichtigen Thema, das in unserem Verhältnis zu den jüdischen Geschwistern nur in einigen Landeskirchen geklärt ist, werden wir uns während dieser Tagung befassen. Unter dem Titel "Der Herr lässt sein Heil kundwerden – Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes" liegt Ihnen ein Antrag zur theologisch begründeten Ablehnung der Judenmission vor. Große Sorgfalt hat die Arbeitsgruppe, die diesen Antrag vorbereitet hat, auf die Bestimmung des Begriffs "Mission" verwandt. An dieser Stelle wollen wir die wegweisende Kundgebung der EKD-Synode von 1999, "Reden von Gott in der Welt – Der missionarische Auftrag der Kirche an der Schwelle zum 3. Jahrtausend", in Erinnerung rufen.

Die Kundgebung beschreibt sowohl unseren Auftrag, christliches Zeugnis in der Welt abzulegen, als auch die Voraussetzung jeder Mission, dass nämlich Gott dem Handeln der Kirche immer voraus ist. Er, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist schon in der Welt, und Israels Erwählung und Berufung ist unwiderruflich (Römer 11,29). Diese Aussagen sind bestimmend für die Haltung, aus der heraus der Entwurf formuliert ist. Unsere Diskussion dieses Antrags des Präsidiums ist ein wichtiger Beitrag dafür, dass die Geste der Schuldanerkennung und Verantwortungsübernahme gegenüber unseren jüdischen Geschwistern, die für die Eröffnungsveranstaltung der Woche der Brüderlichkeit 2017 in Frankfurt geplant ist, Substanz hat.

In das Land unseres christlichen Ursprungs führte uns – die Deutsche Bischofskonferenz und Mitglieder des Rates der EKD – eine Pilgerreise, die vor den Beginn der Aktivitäten zum Reformationsjahr gelegt worden war. Der Ratsvorsitzende hat darüber ausführlich gesprochen. Deshalb will ich nur wenig ergänzen.

Erzbischof Zollitsch hat in der Abendandacht nach unserer Ankunft das Leitmotiv unserer Pilgerreise so formuliert, "Lehre mich, Herr, Deinen Weg!" Es geht um seinen Weg, auf den wir uns führen lassen wollen in der Begegnung mit Jesus hier im Heiligen Land und in der Ökumene in unserem Land". Und wie geschieht das? Indem wir mit den Augen des Anderen sehen, mit den Ohren des Anderen hören und mit seinem Herz fühlen. Das beginnt mit dem Interesse aneinander. Die katholischen Bischöfe wollten z.B. die Eigenart unserer synodalen Prozesse besser verstehen lernen. Zum Teil verbunden mit Überlegungen, synodenähnliche Gremien auch in den Bistümern zu installieren. Das Interesse am Anderen war groß – Vertrauen ist dadurch gewachsen: In den Gottesdiensten und bei den geistlichen Impulsen an den biblischen Stätten, bei der Anstrengung des Wanderns in der Judäischen Wüste und durch die Olivenhaine auf Bethlehem zu, an den Abenden auf der Terrasse des Pilgerzentrums in Tabgha mit dem Blick auf den See Genezareth und auf der Terrasse des lutherischen Gästehauses in Jerusalem mit dem Blick auf den Felsendom und die Erlöserkirche. Nicht nur wir evangelischen, auch die katholischen Geschwister haben den Schmerz gespürt, nicht gemeinsam am Tisch des Herrn stehen zu können. Aber für mich war gerade bei der Eucharistiefeier in der Grabeskirche in Jerusalem die Hoffnung im Raum, dass Gott Wege weisen wird, uns zueinander zu bringen.

Auch die Botschaft von Lund eröffnet Möglichkeiten für neue Gespräche. Die gemeinsame Arbeit des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen und des Lutherischen Weltbundes kann auf das in vielen Jahren gewachsene Vertrauen bauen. Wir wissen, dass die Themen, die dort besprochen werden, unter uns in der Leuenberger Konkordie soweit geklärt worden sind, dass wir sagen können: Die bleibenden Unterschiede zwischen uns Lutheranern, Reformierten, Unierten sind nicht kirchentrennend. Wir leben in versöhnter Verschiedenheit. Und es wäre gut, wenn die Gespräche mit Rom von Beginn an diese konstruktive Spannung von Einheit und Verschiedenheit im Blick behalten können, denn sie ist ein kostbares Gut, das wir bewahren wollen, auch wenn wir jetzt darangehen herauszufinden, was "Versöhnte Verschiedenheit" und "Einheit" im Verhältnis zur katholischen Kirche meinen.

Der Blick, den wir mit unserem Schwerpunktthema auf unser Zusammenleben in Europa werfen, macht deutlich, wie wichtig die Rolle der Kirchen für unsere Zukunft ist, wie sehr wir uns aber auch rückbesinnen müssen auf das, was uns eint und wie schwer eine gemeinsame Zukunft zu erreichen ist. Die Reformation ist "Weltbürgerin" geworden. Diese Aussage des Generalsekretärs des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, steht auch über dem Kundgebungsentwurf "So wirst du leben." Europa in Solidarität – Evangelische Impulse.

"Tu das, so wirst du leben," verheißt Jesus allen, die Gott und ihre Nächsten lieben. Damit ist angesprochen, worum es bei der Frage nach der Zukunft Europas geht: Wie wollen wir leben? Halten wir an den – auch christlich geprägten – Werten fest, auf die die Europäische Union gründet: Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, Wahrung der Menschenrechte? Welche Konsequenzen wollen wir in Europa aus der Globalisierung und ihren Folgen ziehen: Abschottung und der Rückzug aufs Nationale – oder sollten wir vielmehr auf den Chancen beharren, die durch die Öffnung und Vernetzung und durch den internationalen Austausch entstehen?

Gott neu erfahren

Auf dem Weg zu Gott ist jeder Mensch ein Reisender. Die Reise führt nach innen und nach außen. Sie beginnt im Einzelnen und führt zur Gemeinschaft. Aus einem fröhlichen und hoffnungsvollen Glauben heraus wollen wir unsere Welt gestalten. Diese reformatorische Kraft wollen wir sichtbar machen. Die Menschenfreundlichkeit Gottes soll gelebt und erlebbar werden.

Vor gut einem Jahr begann die große Anstrengung zur Aufnahme der vielen Menschen, die vor Krieg und Terror aus ihrer Heimat geflohen sind. Die Synode hat die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und der Europäischen Union seit vielen Jahren kritisch und mit viel Empathie für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen begleitet. Im vergangenen Jahr sind innerhalb weniger Monate so viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, dass viel improvisiert werden musste. Bei vielen Deutschen hat sich deshalb ein Gefühl der Unsicherheit eingeschlichen. Unsicherheit, wie sich unser Land verändern wird. Bei einigen auch eine vehemente Ablehnung der damit verbundenen durchgreifenden Veränderungen. Über die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen und wie wir leben werden, wird eine hoch emotionalisierte Debatte geführt. Dass die Debatte geführt wird, ist gut. Wie sie von einigen Protagonisten geführt wird, ist nicht gut. Pauschale Urteile, Verweigerung der Wahrnehmung von Realität, gegenseitige Unterstellungen – das ist kein Ausweis von lebendiger Demokratie.

Liebe Brüder und Schwestern, in dieser Situation bekommt unser Auftrag als christliche Kirche eine besondere Relevanz. Auch uns kann der Zustand der Demokratie nicht egal sein. Auch wir werden von den funktionierenden Institutionen unserer Demokratie geschützt. Die Kirchen genießen nach wie vor viel Vertrauen. Auch Menschen, die den Kirchen fern stehen, sehen, dass unsere Berufung zur Nächstenliebe wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist.

Das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD hat von November 2015 bis August 2016 regelmäßig und repräsentativ das Meinungsbild der Deutschen zur Flüchtlingsdebatte erhoben. Dabei hat sich gezeigt, dass die Hilfsbereitschaft in unserem Land gewachsen ist. Drei von vier Deutschen können sich einen persönlichen Beitrag zur Flüchtlingshilfe vorstellen. Die Zahl der in der Flüchtlingshilfe Engagierten ist 2016 weiter gestiegen (November 2015: 10,9 Prozent, Mai 2016: 11,9 Prozent). Das Meinungsbild der Deutschen zur Flüchtlings-debatte bleibt trotz Anschlägen insgesamt stabil. Grund genug, den pessimistischen Stimmen mit fundierten Argumenten entgegenzutreten.

Natürlich gibt es auch die anderen, deutlich kritischen Töne. Auch unter Kirchenmitgliedern. Aufgrund eines Synodenbeschlusses von 2014 hatte der Rat beschlossen, eine eigenständige qualitative empirische Untersuchung zum Zusammenhang von Kirchenmitgliedschaft und politischer Kultur durchzuführen. Damit sollte der Frage nachgegangen werden, inwieweit rechtspopulistische Einstellungen und Verhaltensmuster, wie sie etwa im Hintergrund von "Pegida" stehen und auch in die Wahlerfolge der "AfD" einfließen, auch in evangelischen Kernmilieus anzutreffen seien. Im Umsetzungsbericht findet sich eine Darstellung, welche Folgerungen aus der Studie bisher gezogen werden können. Klar ist aber jetzt schon, dass wir besser verstehen müssen, wie es zu solchen Erscheinungen in unseren Gemeinden kommen kann, und wie wir mit unseren Bildungsanstrengungen abwertenden und vorurteilsbezogenen Tendenzen entgegenwirken.

Die Reformation hat das bedingungslose Ja Gottes zu allen Menschen neu zum Klingen gebracht und Barrieren abgebaut. Die unterschiedlichen Projekte des Reformationsjubiläums erweisen sich vielfach als Beiträge zu einer phantasievollen theologischen Kultur der Bejahung. An dieser Stelle möchte ich den Mitgliedern des Haushaltsausschusses danken, die sich in durchaus unkonventioneller Weise mit diesen Projekten auseinandergesetzt haben. Das ging von der Bibel-App über die Ausstellung "Luther und die Avantgarde", dem Riesenrad der unterschiedlichen Seelsorge-Verbände und vielen anderen, kleineren Projekten, die als Idee entstanden waren. Und dabei haben sie nie das Ganze aus dem Blick verloren. So können wir heute sagen, dass das, was die EKD zum Jubiläumsjahr angepackt hat, nie die geistliche Dimension sowohl mit Blick auf die Geschichte als auch im Blick auf die Zukunft der Kirche vermissen lässt.

Die Zukunft der Kirche soll auch im Zentrum der 4. Tagung der 12. Synode der EKD stehen. Wir kommen 2017 in Bonn ja nur wenige Tage nach dem offiziellen Ende des Jubiläumsjahres zusammen. Darum darf ein erster kritischer Blick auf das, was das Jahr gebracht haben mag, nicht fehlen. Vor allem aber soll es – auf der Basis dieser Beobachtungen – um die inhaltliche Gestaltung der nächsten Jahre gehen: Welche Perspektiven ergeben sich für die evangelische Kirche aus dem Jubiläumsjahr? Welche Schwerpunkte sollten die kirchenleitenden Organe für die folgenden Jahre festlegen, und wovon sollten sie lieber die Finger lassen? Die Überlegungen der Synode sollen dabei zusammenfließen mit den Überlegungen des Rates der EKD zu seinen zukünftigen Aufgaben, aber auch mit der Auswertung der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU V) und des bisherigen Reformprozesses. Dazu später mehr.

Gott neu vertrauen

Das Jahr 2017, das für uns mit dem Wagnis beginnt, Gott neu zu suchen, wird uns – so Gott will  – erfahren lassen, dass Gott sich finden lässt. Überall dort, wo wir ihn von ganzem Herzen suchen. Im Dialog mit der zeitgenössischen Kunst. Beim Singen. In den Zufallsbekanntschaften, die wir machen werden. Das wäre doch der größte "Erfolg": Wenn sich in einem Jahr zeigte, dass die Geschichten vom Glauben, die wir einander erzählen und die Gottesdienste, die wir miteinander feiern, dazu führten, dass wir das Heilige in unserer Welt neu finden. Dass wir darüber staunen. Dass wir Gott danken – und dass wir darüber lernen, Gott neu zu vertrauen.

Denn die Reise unserer Kirche geht weit über das Jahr 2017 hinaus. Das Jubiläumsjahr ist mehr als der Endpunkt einer ganzen Dekade von themengefüllten Jahren, der uns hoffentlich zufrieden, aber auch ein wenig erschöpft innehalten lässt. All unsere Anstrengungen, dieses Jubiläum lebendig zu gestalten, sind ja mit der Hoffnung verbunden, es möge uns ein Aufbruch gelingen. Es möge unter allen, die mit uns feiern, so etwas wie das Gefühl einer "Generation 2017" entstehen. Ein Gefühl, das uns miteinander verbindet und an das sich anknüpfen lässt. Ein Bewusstsein dafür, dass wir mit vielen Menschen auf dem gleichen Weg sind. In einer Gesellschaft, die Religion oft genug als etwas Fremdes bzw. nicht mehr Zeitgemäßes beschrieben bekommt. In einer Gesellschaft, deren innerer Zusammenhalt vor allem durch Gleichgültigkeit und mangelndes Interesse an den Anderen gefährdet zu sein scheint. Eine Gesellschaft, die sich am Ende eher von ihren Ängsten treiben lässt als von den Überzeugungen, den Bildern und den Kräften, die Gemeinschaft stiften. Eine zentrale Kraft, die uns hilft, neue Wege weiter zu gehen, ist das Vertrauen. Vertrauen auf Gott und Vertrauen auf die Menschen an meiner Seite. Vertrauen ist der Anfang von allem.