Beschluss zu Schöpfung bewahren, Klima schützen, Schwache stärken - Paris als Chance für echte Klimagerechtigkeit

2. Tagung der 12. Synode der EKD, 8. bis 11. November 2015 Bremen

11. November 2015

Beschluss

der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 2. Tagung

zu

Schöpfung bewahren, Klima schützen, Schwache stärken –
Paris als Chance für echte Klimagerechtigkeit


Die Synode bittet den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, bei der Bundesregierung darauf hinzuwirken und dafür einzutreten, dass

  • sie sich bei der Klimakonferenz in Paris dafür einsetzt, das übergeordnete und verbindliche Ziel, die Erderwärmung auf 1,5, maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen, völkerrechtlich verbindlich zu verankern und einen Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien und einen transparenten Überprüfungsmechanismus mit regelmäßigen Nachbesserungen zu vereinbaren;
  • die Bundesrepublik Deutschland ihren Versprechen der internationalen Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen für mehr Klimagerechtigkeit nachkommt (weltweit jährlich 100 Milliarden Dollar der Industriestaaten ab 2020) und konkrete Schritte aufzeigt, wie dieses Ziel zu erreichen sein wird;
  • die Bundesregierung selbst die notwendigen Schritte für das Erreichen des 1,5/2-Grad-Ziels und für Klimagerechtigkeit einleitet;
  • sie ein nationales Klimaschutzgesetz mit verbindlichen CO2-Reduktionszielen und konkreten Klimaschutzmaßnahmen verabschiedet;
  • sie den Ausstieg aus der Kohlekraft bis spätestens 2040 und CO2-Grenzwerte für fossile Kraftwerke festlegt;
  • sie einen Abbau der jährlich ca. 50 Milliarden Euro umwelt- und klimaschädlicher Subventionen einleitet;
  • sie sich für die Verankerung eines Klimaresilienzzieles im Paris-Abkommen einsetzt mit Maßnahmen zur adäquaten Unterstützung derjenigen Länder und Menschen, die von Klimawandel und den von ihm verursachten Schäden und Verlusten am meisten bedroht und betroffen sind, und mit einem gestärkten Warschau-Mechanismus zur Weiterverfolgung dieses Zieles.

Im Sinne des Beschlusses der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 7. Tagung bittet die Synode die Gliedkirchen, ihre Anstrengungen zur Reduzierung ihrer CO2 Emissionen konsequent fortzusetzen und – gemessen am Basisjahr 2005 – bis zum Jahr 2020 eine Reduktion von insgesamt bis 40 % anzustreben. Die Synode ermutigt ihre Gliedkirchen, entsprechende Klimaschutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind diejenigen Gliedkirchen, die bereits über ein Klimaschutzkonzept verfügen, zu bitten, dieses zügig umzusetzen. Den anderen Gliedkirchen ist zu empfehlen, vorliegende Erfahrungen von jenen Gliedkirchen auszuwerten, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, um möglichst schnell ein eigenes Konzept aufzustellen und zu verabschieden oder aber andere geeignete Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen.

Die Synode der Evangelischen Kirche bittet zudem Gliedkirchen und Werke, Projekte für Klimagerechtigkeit zu unterstützen und in den kommenden Wochen in besonderem Maße auf die Notwendigkeit des Engagements aller Christinnen und Christen für eine Begrenzung der globalen Erwärmung, für die Bewahrung der Schöpfung und für internationale Klimagerechtigkeit einzutreten und aktiv zu werden. Insbesondere unterstützt die Synode den Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit nach Paris im Rahmen der "Pilgrimage of Justice and Peace" (ÖRK) und bestärkt die Pilgerinnen und Pilger in ihrem Engagement für ein gerechtes, rechtlich verbindliches Klimaabkommen bei der 21. Weltklimakonferenz.

Die Synode der EKD bittet die Kirchenleitungen und Gemeinden, gegenüber der Öffentlichkeit und Politik ihre Stimme zugunsten eines moralischen Handlungsimperativs in Paris zu erheben, wie es bisher schon 154 Religions- und Glaubensvertreter weltweit getan haben.


Bremen, den 11. November 2015

Die Präses der Synode
der Evangelischen Kirche in Deutschland

Dr. Irmgard Schwaetzer