Das Kind von Bethlehem will unser Leben verwandeln

Auszug aus der Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden Kock am Heiligabend in Überdorf

24. Dezember 2001

Auszug aus der Predigt des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, für Alleinstehende im "Haus Wiesengrund" in Überdorf (Bergisches Land) am Heiligen Abend 2001

Es könnte ja sein, dass die Menschen schon immer mit der Weihnachtsbotschaft so ähnlich umgegangen sind wie mit den Schlussfolgerungen aus den Ereignissen des 11. September: Sie kehren ziemlich schnell in die alten Gleise und die alten Gewohnheiten zurück. Sie lassen sich für kurze Zeit in eine fröhliche, selige, gnädige Weihnachtsstimmung versetzen und machen danach weiter wie bisher. Aber das Kind von Bethlehem und der Mann von Nazareth wollen und können mehr sein als eine kurzfristige  Weihnachtsstimmung. Sie wollen und können das Leben verändern.

Wenn Gott seinen Frieden schenkt, in dem Kind, können wir Menschen nicht voll Angst und Hass und Feindschaft bleiben, wenigstens nicht dann, wenn wir uns anrühren lassen. Das Kind will uns verwandeln, will die Härte von uns nehmen. Es will uns empfindsam machen! Und schafft das immer wieder auch, wenigstens im Ansatz.

Goldflitter und Lametta verkörpern den Sinn des Festes nicht. Das wissen wir. Und doch deuten sie etwas an mit ihrem Schimmer über das, was hinter den Erfahrungen des Elends und der Vergesslichkeit liegt:
„Aufgenommen in die Herrlichkeit.“

Der Lobgesang verstummt nicht. Gott wird unter den Heiden gepredigt, auch wenn seine Ablehnung offensichtlich ist. Er wird unter den Völkern bekannt gemacht, selbst wenn niemand was davon wissen will.

Ich wünsche Ihnen allen die Spuren dieses Tages in Ihr Leben hinein. Die Schwäche des Kindes ist unsere Stärke. Gott hält durch, was er tun wollte: Unser Leben zu teilen, das schöne und das schmerzliche Leben. In
dem Bild der Krippe, das übergeht in das Bild des Kreuzes.

Hannover, den 24. Dezember 2001
Pressestelle der EKD