Ratsvorsitzender gegen verbrauchende Embryonenforschung und PID

Kock: "Globalisierung treibt Keil zwischen reichere und ärmere Länder"

04. November 2001 (6. Tagung der 9. Synode der EKD)

Der Nationale Ethikrat kann nach Ansicht des EKD-Ratsvorsitzenden Präses Manfred Kock "nicht dafür herhalten, mit internen Mehrheitsentscheidungen politische Vorhaben der Bundesregierung zu legitimieren". Vielmehr solle er das ethische Für und Wider im Vorfeld wissenschaftspolitischer Entscheidungen darstellen, verlangte der Ratsvorsitzende in seinem Bericht vor der heute in Amberg beginnenden Synode der EKD.

Präses Kock benannte die verbrauchende Forschung an menschlichen Embryonen als "Schlüsselfrage für die weitere Entwicklung der modernen Medizin". Das Leben eines Menschen dürfe niemals bloß als Material und Mittel zu anderen Zwecken genutzt werden. Schon beim frühen Embryo handelt es sich - so Kock - um individuelles menschliches Leben.

Der EKD-Ratsvorsitzende wandte sich auch gegen eine Zulassung der so genannten Präimplantationsdiagnostik (PID). Sie sei "eine ins Labor verlegte Schwangerschaft auf Probe" und ethisch nicht vertretbar. Präses Kock bezweifelte, dass eine enge zahlenmäßige Begrenzung der PID auf wenige Fälle durchgehalten werden kann.

Kock nahm auch zum Schwerpunktthema der diesjährigen EKD-Synode "Globale Wirtschaft verantwortlich gestalten" Stellung, das am Montag im Mittelpunkt der Tagung steht. Seiner Ansicht nach weisen die Globalisierungskritiker zu Recht darauf hin, dass die weltweiten Wirtschaftsprozesse einen tiefen Keil zwischen die reicheren und ärmeren Länder treiben. Viele Länder seien ausgeschlossen von wirtschaftlicher Entwicklung, profitierten nicht von ihr und könnten nicht dazu beitragen. Die Weltmärkte brauchten "einen politischen Rahmen für Solidarität, für soziale Gerechtigkeit und für die Bewahrung der Schöpfung", forderte der Ratsvorsitzende. Auch im Blick auf die wirtschaftliche und soziale Lage in Deutschland äußerte er Skepsis gegenüber der These, die Probleme würden sich "durch ungebremstes wirtschaftliches Wachstum nahezu von alleine lösen".

Amberg, 4. November 2001
Pressestelle der EKD

(folgt Ratsbericht 4)