EKD veröffentlicht Diskussionspapier

"Herausforderungen evangelischer Bestattungskultur"

26. März 2004

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlicht am heutigen Freitag, 26. März, ein Diskussionspapier zum Bestattungswesen in Deutschland. Entstanden ist der Text durch Diskussionen in der Kirchenkonferenz, ausgelöst durch neue Bestattungsgesetze in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern sowie durch ein neu erwachtes öffentliches Interesse an individuellen Bestattungsformen. Der Text "Herausforderungen evangelischer Bestattungskultur" beschreibt die gegenwärtige Diskussion, wichtige gesellschaftliche Veränderungen und wesentliche Konsequenzen für die evangelische Bestattungskultur.

Bei Bestattungen seien Pfarrerinnen und Pfarrer den kirchlichen Kernaufgaben besonders nahe, heißt es im Vorwort der Handreichung. Auf der Suche nach guter seelsorgerlicher Begleitung fragen  auch der Kirche entfremdete Menschen nach der Nähe zur Kirche. Dennoch trete das traditionell prägende christliche Monopol im Bestattungsbereich gegenwärtig zurück. Die Herausforderung für die Kirche bestehe somit darin, die evangelische Bestattungspraxis zugewandt, persönlich und den Bedürfnissen der Trauernden entsprechend zu gestalten, ohne das Profil evangelischen  Auferstehungsglaubens zu vernachlässigen.

Die aktuelle Debatte über Liberalisierung des Bestattungswesens habe zu veränderten Angebotsformen geführt. Die "Individualisierung der Trauerkulturen" spiegele die Sehnsucht nach persönlichen Abschiedsformen wider. Nicht nur Überindividualisierung oder Egozentrik seien hierfür Gründe, sondern auch ein "Widerstand gegen die Anonymisierung des Sterbens und der Bestattung." Die christlichen Kirchen könnten hierin eine Absicht erkennen, die sie selbst lange Zeit angemahnt hätten. Das neue Bestattungsgesetz von Nordrhein-Westfalen trage diesen Wünschen Rechnung, "ohne die öffentliche Dimension der Bestattung beunruhigend zu schwächen." Es räume Verstorbenen und Hinterbliebenen mehr Entscheidungsspielraum ein, "ohne dass die öffentlich geschützte Totenwürde aufgegeben wird."

Friedhöfe und neu entstandene Erinnerungsorte würden derzeit nicht mehr aus Siedlungsräumen ausgelagert, sondern in die Stadtteile integriert. Für die Kirchen biete sich damit die Chance, ihre Kirchenräume, ihre Gottesdienste und jahreszyklische Erinnerungskultur auch kirchenfernen Menschen verstärkt anzubieten. Die Kirchen könnten sich selbst mehr als bisher als "Orte öffentlichen Totengedenkens" etablieren und auf diese Weise ihre "gesellschaftliche Funktion als Kirche für andere stärken."

Angesprochen wird auch die Diskussion über die „Friedwälder“, wo in einem umzäumtem und definierten Waldstück an einem Baum die Asche des Toten in einer biologisch abbaubaren Urne im Wurzelwerk verbracht wird. Bei Beachtung von in der Broschüre genannten Voraussetzungen sei die Friedwald-Konzeption „mit den christlichen Grundüberzeugungen zur Würde des Toten(-Gedenkens) jedenfalls nicht völlig inkompatibel“.

Hannover, 26. März 2004
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

Hinweis:
Die Broschüre „Herausforderungen evangelischer Bestattungskultur. Ein Diskussionspapier kann gegen Rechnung (Stückpreis: 0,95 €) bestellt werden unter: Kirchenamt der EKD, Herrenhäuser 12, 30419 Hannover, Fax: 0511/2796-457; Email: versand@ekd.de
außerdem kann es auch im Internet nachgelesen werden unter www.ekd.de/bestattungskultur

Sollten Sie vorab Interesse an der Publikation haben, können wir den Text Ihnen als pdf-Datei zur Verfügung stellen. Anforderungen bitte an pressestelle@ekd.de