„Menschen müssen ihre Hoffnung nicht unter Leid und Todeserfahrung begraben“

Osterpredigt des EKD-Ratsvorsitzenden

24. April 2011

Die Osterbotschaft der Auferstehung Jesu Christi von den Toten befreit Christinnen und Christen zu fröhlicher Hoffnung über den Tod hinaus. Diese zentrale Aussage des Christentums hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, in seiner Osterpredigt unterstrichen: „Das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz, sein Tod und sein Grab sind nicht der Schlusspunkt der Geschichte des Gottessohnes auf unserer Erde. Und erst recht nicht das letzte Wort und der Schlusspunkt der Geschichte Gottes mit uns Menschen“, sagt Schneider am Ostersonntag bei seiner Predigt in der Düsseldorfer Johanneskirche: „Menschen müssen ihr Vertrauen, ihr Hoffen und ihr Lieben nicht unter Leid und Todeserfahrung begraben.“

Dass Gott den gekreuzigten und gestorbenen Jesus von den Toten auferweckt hat, zeige seine Wirkmächtigkeit, erläuterte der 63-jährige Theologe: „An Gottes Wirkmächtigkeit in unserer Welt und in unserem Leben zu glauben, das bedeutet eben nicht, alles durch eine rosarote Brille zu sehen. Ganz im Gegenteil: Christenmenschen verschließen nicht die Augen vor den schrecklichen Realitäten der Welt. Und Christenmenschen weichen ihnen auch nicht aus.“ Auch Menschen, die ihr Leben an Gott binden, kennen noch die Furcht vor zerstörerischen Mächten. „Aber die Furcht kann uns nicht mehr lähmen. Im Gegenteil: Unsere Furcht, die verbunden bleibt mit der Ehrfurcht vor Gott und mit unserer Osterfreude, setzt uns in Bewegung! Sie hilft uns, vor dem Leid unserer Mitmenschen nicht abzustumpfen. Das gilt etwa für unsere Anteilnahme an den Schicksalen der Menschen in Fukushima.“

Die Osterfreude helfe dabei, solche Ereignisse nüchtern einzuschätzen und daran zu arbeiten, dass sie in Zukunft verhindert oder zumindest abgemildert werden. Präses Schneider weiter: „Furcht in Verbindung mit Ehrfurcht und Osterfreude dient der Fähigkeit, sich in die Lage der von Erdbeben, Tsunami und Super-Gau eines Atomkraftwerkes geschlagenen Menschen zu versetzen. Und das gilt auch für die Opfer von Krieg und Bürgerkrieg, für Flüchtlinge auf klapprigen Booten auf dem Mittelmeer. Wir werden bewegt zu Anteilnahme, zum Mitleiden und zur Hilfe. Wir können an der Not auch der fernen Nächsten nicht einfach vorüber gehen.“

Hannover, 23. April 2011

Pressestelle der EKD
Silke Römhild