Kock rät Abgeordneten: Stammzellenimport nicht zustimmen

Auftakt des Bioethik-Kongresses der EKD in Berlin

28. Januar 2002

Zum Auftakt des Bioethik-Kongresses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat der EKD-Ratsvorsitzende Präses Manfred Kock sich für einen uneingeschränkten Schutz menschlicher Embryonen ausgesprochen. Im Blick auf die am Mittwoch, 30. Januar 2002, anstehende Entscheidung des Bundestages riet er den Abgeordneten, "auch dem Import menschlicher embryonaler Stammzellen nicht zuzustimmen". Die Würde des menschlichen Lebens verbiete es, "dass es bloß als Material und Mittel zu anderen Zwecken genutzt und - erst recht - gar nur erzeugt wird", begründete der Ratsvorsitzende vor den über 300 Teilnehmenden des in Berlin stattfindenden Kongresses.

Mit der bis morgen andauernden Tagung unter dem Leitwort "Zum Bild Gottes geschaffen" will die evangelische Kirche zur ethischen Orientierung in der aktuellen Bioethik-Debatte beitragen. Dabei wolle sie weder die Öffentlichkeit noch die politisch Verantwortlichen bevormunden, sondern "durch die Kraft der Argumente überzeugen", betonte Präses Kock. Der Entscheidung des Bundestages über den Stammzellenimport misst der Rat der EKD nach den Worten Kocks eine "weichenstellende Bedeutung" für den künftigen Umgang mit menschlichen Embryonen zu. In dieser Situation wolle der Rat "die Gewissen schärfen", dies aber "in Respekt vor der Freiheit des Gewissens jedes einzelnen Christenmenschen".

Präses Kock zeigte sich zugleich skeptisch gegenüber einer möglichen Zulassung des Imports embryonaler Stammzellen unter strengen Auflagen. "Wie haltbar sind die Versicherungen, man werde auch in Zukunft an dem im Embryonenschutzgesetz festgeschriebenen Verbot des Verbrauchs von menschlichen Embryonen festhalten?" fragte der Ratsvorsitzende. Kock äußerte Verständnis für Besorgnisse, ein völliges Importverbot werde europarechtliche Schwierigkeiten mit sich bringen. Jedoch werde er "den Verdacht nicht los", dass einige Befürworter eines restriktiv zu handhabenden Importes "im Grunde den Ausstieg aus dem bisherigen grundsätzlichen Verbot verbrauchender Embryonenforschung anstreben, um in ein paar Jahren viel weiter zu gehen".

Zur Eröffnung des Kongresses in der Französischen Friedrichstadtkirche zu Berlin erklärte Kock weiter, die neuen Entwicklungen in Medizin und Biologie sollten den Menschen zugute kommen. "Sie werden vorangetrieben, um die Möglichkeiten des Heilens und Helfens zu verbessern". Aber dies dürfe nicht um jeden Preis geschehen. "Darüber sind wir uns einig", stellte der EKD-Ratsvorsitzende einen Grundkonsens zwischen den Gegnern jeglichen Stammzellenimportes und den Befürwortern einer stark eingeschränkten Einfuhr fest.

Berlin/Hannover, den 28. Januar 2002
Pressestelle der EKD