Kock: Keine Randposition! - Dankbares Erinnern an Dorothee Sölle

EKD-Ratsvorsitzender zum Tod der Theologin

28. April 2003

In einem persönlichen Schreiben an Fulbert Steffensky, den Ehemann der am Sonntag, dem 27. April, verstorbenen Theologin Dorothee Sölle, hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, auf die breite Wirkung ihrer theologischen und politischen Arbeit hingewiesen. "Ich bin mit großem Dank erfüllt über das, was sie für das Denken und den Weg unserer Kirche bedeutet hat", schrieb Kock.

Die atemberaubende Radikalität, mit der Dorothee Sölle die Jesusnachfolge formuliert und gelebt habe, sei prägend gewesen für sein eigenes Denken und Reden wie auch für den Weg der evangelischen Kirche. Die Tatsache, dass Dorothee Sölle kein offizielles kirchliches Amt innegehabt habe, besage nichts über den Wirkungskreis ihrer Theologie und ihres publizistischen Schaffens. „Was die Kirche dem Denken Dorothee Sölles verdankt, ist längst nicht mehr eine ‚Randposition’. Es ist eine deutliche Linie unserer Kirche geworden, die sie vor der Konventikelhaftigkeit bewahrt“, so Kock.

Sie habe ihre Anliegen unter anderem durch das Forum des Deutschen Evangelischen Kirchentages einem breiten ökumenischen Publikum vermittelt. Mit ihrem Hinweis "Kirche ist auch außerhalb der Kirche" habe sie viele Menschen weit über den Bereich der Kirchen hinaus angesprochen. Ihre tiefe Spiritualität habe in den Kernanliegen ihrer theologisch-politischen Existenz eine wichtige Rolle gespielt, etwa wenn es ihr darum ging, Gottes Barmherzigkeit „nicht als eine Alternative zur Gerechtigkeit, sondern als ihren tiefsten Ausdruck“ begreiflich zu machen, oder Glauben und Handeln als Einheit von Aktion und Kontemplation zu reflektieren.

Die evangelische Theologin war am Sonntag, dem 27. April, im Alter von 73 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Die Trauerfeier für Dorothee Sölle findet am 5. Mai 2003 um 11 Uhr in der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg statt. Die Traueransprache hält Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter.


Hannover, den 28. April
Pressestelle der EKD 
Silke Fauzi