„Gespräche mit den Kirchen im Nahen Osten müssen verstärkt werden“

EKD-Ratsmitglied Huber bilanziert Besuch in Ägypten und Libanon

15. Mai 2002

Das Gespräch zwischen den Kirchen in Europa und den Kirchen im Nahen Osten muss verstärkt werden, um zur Lösung der Konflikte in der Region beizutragen. Zu diesem Ergebnis gelangten die Teilnehmer einer Delegation der Evangelischen Mittelost-Kommission (EMOK), die Anfang des Monats Ägypten und Libanon besucht hat. Die Reise fand auf Einladung des Mittelöstlichen Kirchenrates (MECC) statt, dem fast alle Kirchen der Region angehören.

„Die gegenwärtige Situation im Nahen Osten, vor allem der israelisch-palästinensische Konflikt, war in allen unseren Gesprächen vor Ort beherrschendes Thema“, erklärte der Leiter der Delegation, EKD-Ratsmitglied Bischof Wolfgang Huber, Berlin. Wie sehr die Menschen in beiden Ländern unter diesem Konflikt litten, sei durch einen Besuch im Palästinenserlager in Beirut, in Gesprächen mit Vertretern von Menschenrechtsorganisationen und bei einem Empfang des libanesischen Staatspräsidenten Emile Lahhoud deutlich geworden. Immer wieder sei diskutiert worden, welche Rolle die Kirchen im Nahen Osten und in Europa übernehmen müssten, um dazu beizutragen, dass sowohl für Israel als auch für die Palästinenser das Recht auf Existenz in Sicherheit gegenseitig akzeptiert und die beiden Völker in Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Frieden miteinander leben können.

„Es war für uns sehr wichtig, Erfahrungen mit dem christlich-muslimischen Dialog vor Ort zu machen, wo die christlichen Kirchen seit Jahrhunderten mit Muslimen zusammenleben“, bilanzierte Huber. „Von diesen Erfahrungen könnten die Kirchen in Europa für das eigene Verhältnis zu den Muslimen in ihren Ländern - zum Beispiel was das Verhältnis von Religion und Politik, die Problematik von Menschenrechten und Demokratie, oder die Stellung der Frauen angeht - viel lernen.“

Die Delegation war zu vielen Gesprächen mit Vertretern unter anderem der Armenischen Apostolischen Kirche, der Griechisch-Katholischen Kirche, und der Koptisch-Katholischen Kirche in Ägypten und im Libanon zusammen gekommen. Außerdem gab es Begegnungen mit den evangelischen Gemeinden deutscher Sprache in Kairo und in Beirut. „Wir waren beeindruckt von der Spiritualität, aber auch vom sozialen Engagement der verschiedenen Kirchen, das sich in der Bildungs-, Entwicklungs- und Menschenrechtsarbeit gezeigt hat“, erklärte Huber.

Ebenfalls auf dem Programm stand ein mehrstündiges Gespräch mit Papst Shenouda im Wüstenkloster Bishoi. Er informierte über die lebendigen Aufbrüche der Koptisch-Orthodoxen Kirche in den letzten Jahrzehnten und die Sonntagsschulbewegung. Thema waren aber auch die Schwierigkeiten einer Minderheitenkirche sowie die biblischen Grundlagen des Verhältnisses von Juden und Christen.

In der EMOK sind etwa 30 kirchliche Institutionen in Deutschland zusammengeschlossen, die mit Partnern im Nahen und Mittleren Osten zusammenarbeiten. Die diesjährige Reise war der Gegenbesuch für die Visite einer Delegation des MECC im vergangenen Jahr in Deutschland.

Hannover, den 15. Mai 2002
Pressestelle der EKD