Friedensgebete für Israel und Palästina in den ev. Kirchen

Ratsvorsitzender und Kirchenkonferenz: Dem Hass entgegen treten

21. März 2002

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, erklärt im Namen der in Cottbus tagenden Kirchenkonferenz der EKD, in der alle Leitenden Geistlichen und Leitenden Juristen/-innen der EKD-Gliedkirchen vertreten sind:

Die schrecklich gesteigerte Gewaltanwendung mit vielen Todesopfern in Israel und Palästina hat die Hoffnung fast erstickt, dass beide Völker Seite an Seite friedlich miteinander leben können. Auch in Deutschland und besonders in unseren Gemeinden und Kirchen, die sich mit Juden und vor allem christlichen Palästinensern seit Jahrzehnten verbunden fühlen, wachsen Angst und Sorge, dass Freundschaften zerbrechen und Friedensinitiativen völlig zum Erliegen kommen.

Angesichts der bedrängenden Situation rufen wir dazu auf, dass in der bevorstehenden Karwoche in unseren Gemeinden Friedensgebete stattfinden.

Im Blick auf die bevorstehenden Osterfeiern der christlichen Kirchen im Heiligen Land und in aller Welt unterstützt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) alle Anstrengungen, dem Hass entgegen zu treten und das friedliche Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern zu fördern. Sie bittet die Bundesregierung, darauf hin zu wirken, dass die Europäische Union und die Vereinten Nationen gemeinsam mit den USA und Russland ihre Verantwortung für die Region wahrnehmen und zur Lösung der strittigen Fragen konstruktive Vorschläge unterbreiten.

Dazu gehören das Existenzrecht des Staates Israel in gesicherten Grenzen, die Gründung eines lebensfähigen palästinensischen Staates, eine Regelung für die Wasserrechte, eine einvernehmliche Lösung für die Flüchtlinge und eine tragfähige Verständigung über den Status von Jerusalem. Die international garantierte Sicherheit Israels und eine verlässliche Perspektive für das palästinensische Volk sind ebenso wichtig wie der seit langem geforderte Stopp des Baus bis hin zur Aufgabe von jüdischen Siedlungen auf palästinensischem Gebiet. Es kommt jetzt darauf an, politisch zu handeln, statt sich durch militärische oder terroristische Aktionen Vorteile verschaffen zu wollen. In der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 12. März 2002 sieht die EKD eine neue Chance, dass beide Seiten an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Der Gefahr, dass religiöse Überzeugungen politisch instrumentalisiert werden, muss entgegen getreten werden. Die EKD dankt allen Initiativen, die sich für das interreligiöse Gespräch und das Zusammenleben der Völker im Nahen Osten einsetzen und trotz aller Widrigkeiten Zeichen des Friedens setzen. Sie wird auch weiterhin die Schulen, Gemeinden und Projekte christlicher Palästinenser unterstützen. Die EKD bittet die Gemeinden in Deutschland, in der Fürbitte und der praktischen Solidarität nicht nachzulassen.

Hannover/Cottbus, 21. März 2002
Pressestelle der EKD