VELKD will ökumenische Beziehungen vertiefen

Catholica-Beauftragter Landesbischof Weber sieht „gute Weiterentwicklungen“ in den Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche

24. Oktober 2009

„Wir gehören zusammen, wir sind freundschaftlich verbunden.“ Mit diesen Worten charakterisierte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche. In seinem Bericht vor der Generalsynode der VELKD sagte er, dazu gehöre auch, „dass wir die Differenzen zwischen uns aushalten und alles daran setzen, sie ins Positive zu kehren“. Dies schließe ein, „dass wir nie anders als im Wissen darum, dass wir auf einem gemeinsamen Grund stehen, mit- und übereinander reden“. Die Catholica-Arbeit der VELKD sei davon bestimmt, dass es „gute Weiterentwicklungen der Ökumene zwischen der römisch-katholischen Kirche und den lutherischen Kirchen“ gebe. „Darum ist sie profiliert, weicht Konflikten nicht aus, benennt Probleme und ist alles andere als eine ,Schmuseökumene‘. Zugleich geht sie mit sich selber und dem Zustand der eigenen Kirche ehrlich um. Arrogant darf sie nicht auftreten“, so Weber.

Die Probleme in den evangelischen Landeskirchen seien denen in den katholischen Bistümern durchaus vergleichbar. „Deutlicher Mitgliederschwund nicht zuletzt auch durch demographische Veränderungen und damit sinkende finanzielle Mittel, geringer werdender Gottesdienstbesuch und allgemein zurückgehende Nachfrage nach kirchlichen Angeboten, schließlich die Überlastung des hauptamtlichen Personals.“ Auf katholischer Seite komme noch ein akuter Priestermangel hinzu. Der rechtlich-strukturelle Umbau auf der lokalen und mittleren Ebene sei in vielen Bistümern radikaler, als dies in den Landeskirchen bislang der Fall sei. Vor dem Hintergrund der Veränderungen auf der Gemeindeebene stelle sich die Frage, wie Ökumene zukünftig angesichts der Konzentration und der finanziellen Kürzungen gelebt werden könne. Was bedeute es, wenn Pfarrer und Priester aus der Fläche zurückgezogen und auf bestimmte Standorte konzentriert werden müssten, fragte Landesbischof Weber. „Ganz grundsätzlich werden wir zukünftig verstärkt vor der Herausforderung stehen, wie wir auch weiterhin Begegnungsflächen zwischen unseren Kirchen schaffen, um nicht eine Entfremdung voneinander zu befördern.“ Auch in Zeiten sinkender Hauptamtlichenzahlen und einer Arbeitsverdichtung seien die regelmäßige Begegnung und die genaue, authentische Kenntnis des anderen unerlässliche Voraussetzung für eine wachsende Gemeinschaft.

In seinem Bericht ging Landesbischof Weber auf die jüngsten Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche ein, etwa auf die Piusbrüder und die antisemitischen Äußerungen des Traditionalistenbischofs Richard Williamson sowie auf das innerkatholische Ringen um das Zweite Vatikanische Konzil. Ausführlich befasste sich der Catholica-Beauftragte auch mit der Sozialenzyklika Papst Benedikt XVI. „Caritas in veritate“. Sie bestätige den „wiederholt geäußerten Eindruck, dass trotz vieler Differenzen evangelische und römisch-katholische Christinnen und Christen mehr eint als trennt.“ Die VELKD sei dankbar, in welcher grundsätzlichen Dimension die Enzyklika das Thema bearbeite. Allerdings komme sie zu keinen konkreten Handlungseinsichten, so dass ihre Wirkung wohl eher gering bleiben werde.

Weber würdigte die im Mai begonnene Arbeit der Dritten Bilateralen Arbeitsgruppe zwischen der Kirchenleitung der VELKD und der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Er werte den Auftakt der Beratungen als „ein wichtiges Signal, dass das Gespräch der beiden Konfessionen weitergeht, und sehe dem weiteren Dialog mit spannungsvoller Erwartung entgegen“.

Positiv bewertete Weber auch die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (GE), in der der Lutherische Weltbund (LWB) und die römisch-katholische Kirche vor zehn Jahren in Augsburg zu einer Verständigung über den Hauptstreitpunkt kamen, an dem sich die Reformation Martin Luthers entzündete. „Ich vertraue darauf, dass letztlich die ,Gemeinsame Erklärung‘ eine Erfolgsgeschichte werden wird, weil sich ihr Gehalt in den Kirchen selbst durchsetzen wird.“

Der Bericht des Catholica-Beauftragten stand unter dem Thema „Beziehungen vertiefen in einer komplexen ökumenischen Landschaft“. Weber bekannte sich in seinen Ausführungen ausdrücklich zu dem hier formulierten Auftrag. Der zehnte Jahrestag der GE, der mit einem Festakt am 30. und 31. Oktober in Augsburg gefeiert werde, biete „eine gute Gelegenheit, sich des Erreichten zu vergewissern, Gott dafür zu danken und um Kraft für die Weiterarbeit zu bitten“.

Ulm, 24. Oktober 2009

Udo Hahn
Pressesprecher



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