EKD und Adolf Grimme Institut bitten um Selbstverpflichtung

Fernsehsender sollen angekündigte Leichensektion nicht übertragen

17. Dezember 2002

Gemeinsam appellieren das Adolf Grimme Institut und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an alle deutschen Fernsehsender: Keine Sendezeit für Gunther von Hagens Leichenspektakel. "Unabhängig von noch zu erwartenden juristischen Auseinandersetzungen sollen alle deutschen Sender mit einer solchen Selbstverpflichtung die Absicht Gunther von Hagens, ein öffentliches Spektakel zu inszenieren, von vornherein ins Leere laufen lassen," so der Rundfunkbeauftragte des Rates der EKD, Bernd Merz, und der Geschäftsführer des Adolf Grimme Instituts, Bernd Gäbler, in einem Schreiben an die Sender.

In dem an die Intendanten und Programmgeschäftsführer gerichteten Brief äußern sie die Bitte, die Fernsehanstalten mögen freiwillig darauf verzichten, die für das kommende Frühjahr durch Gunther von Hagens angekündigte öffentliche Leichensektion in München zu übertragen. Das mediale Umfeld mache den entscheidenden Unterschied zwischen der wissenschaftlich notwendigen Sektion einer Leiche und einem Leichenspektakel aus, heißt es in dem Schreiben an die Senderverantwortlichen. „Es geht nicht um Wissenschaft und Aufklärung, sondern um die Inszenierung eines Spektakels, eines Medien-Hypes auf Kosten der Würde von Toten. Wir bitten Sie, auf die Übertragung bzw. Aufzeichnung eines solchen Leichenspektakels zu verzichten. Wir bitten Sie zugleich, die Berichterstattung auf das journalistisch noch vertretbare Mindestmaß zu beschränken und jedenfalls keine Bilder der Sektion selbst auszustrahlen.“

Die EKD und das Adolf Grimme Institut hoffen, dass alle deutschen Fernsehsender ihre Verantwortung wahrnehmen und dem in dem Schreiben geäußerten Anliegen entsprechen. "Wenn alle deutschen Fernsehsender in dieser Sache an einem Strang ziehen, kann die Würde der Toten gewahrt bleiben."
Der Rundfunkbeauftragte des Rates der EKD kommentiert die medienethische Entwicklung bei Funk und Fernsehen. Das Adolf Grimme Institut verleiht alljährlich den Adolf Grimme Preis für hervorragende Leistungen des deutschen Fernsehens und versteht es auch als Medienwächter.

Hannover, 17. Dezember 2002
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

Hinweis: Diese Pressemitteilung wird zeitgleich von der Pressestelle der EKD und der Pressestelle des Adolf Grimme Instituts in Marl veröffentlicht.

Rundfunkbeauftragten der EKD, Bernd Merz 
Adolf Grimme Institut :www.grimme-institut.de