Hoffnung verbreiten gegen die Resignation

Deutsch-Russischer Gottesdienst in Moskau

05. Oktober 2003

Bei Besuchen der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Moskau, der Russischen Baptistischen Föderation und Einrichtungen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat die Ratsdelegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sich über die Situation der christlichen Kirchen in Russland informiert. In einem gemeinsamen Gottesdienst der russischen evangelisch-lutherischen St. Peter und Paul-Gemeinde und der deutschsprachigen Gemeinde in Moskau überbrachte der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock am 4. Oktober Grüße aus Deutschland. „Ich wünsche der Gemeinde und ihren Gästen die Kraft, die hoffnungsvolle Botschaft des Evangeliums in die Welt zu tragen“, sagte Kock.

Schreckensmeldungen von Terroranschlägen oder Kriegen wie in Tschetschenien, im Nahen Osten oder im Kongo verleiteten zu Resignation, so Kock in seiner Predigt zur Auferstehungsgeschichte des Lazarus. Menschen, die „die Todesstrukturen der Welt beim Namen nennen“, müssten sich den Vorwurf gefallen lassen, die Stimmung der Mehrheit zu stören. Wer dagegen erkenne, dass der Tod ein Teil des Lebens sei, könne lernen mit anderen zu trauern, menschliches Mitgefühl zu schenken und für Versöhnung zu kämpfen. „Ihr könnt hoffen und Hoffnung verbreiten, gegen die Resignation“, ermutigte der Ratsvorsitzende die Gottesdienstbesucher.

In einem Grußwort beim Empfang der Deutschen Botschaft am vergangenen Wochenende hatte der Ratsvorsitzende am Vorabend auf die Bedeutung der Kirchen im nachsozialistischen Russland hingewiesen. Vielerorts sei nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ein geistiges Vakuum entstanden, das eine Sehnsucht nach spirituellen Werten hervorrufe. Dem Protestantismus begegne man mitunter mit dem Vorbehalte, der Wegbereiter eines egoistischen Liberalismus zu sein. „Wir müssen den Menschen vermitteln, dass evangelische Freiheit immer mit Verantwortung gegenüber dem Nächsten verbunden ist“, so Kock. Der deutsche Botschafter,  Hans-Friedrich von Ploetz, lobte die Dialogbemühungen der EKD. Die Gespräche mit der Russischen Orthodoxen Kirche, aber auch mit anderen Dialogpartnern in Mittel- und Osteuropa trügen zur Verständigung zwischen den Völkern bei und seien ein wichtiges Element der dauerhaften Versöhnung.

Bereits am Vormittag des 3. Oktober hatte die Delegation Mitglieder der Russischen Baptistischen Föderation getroffen. „Viele Jahrzehnte mussten wir im Untergrund leben“, erklärte der Vorsitzende Wassili Sibkow. „Dass wir jetzt eine so hochrangige Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland empfangen können, ist wie ein Wunder für uns.“

Die EKD-Delegation hält sich noch bis Montag, 6. Oktober, in Moskau auf und reist dann zu weiteren Gesprächen mit ELKRAS-Vertretern nach St. Petersburg

Moskau/Hannover, 5. Oktober 2003

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi