Russland: Zum Nachtclub umfunktioniertes Gotteshaus kurz vor Rückgabe an evangelische Kirche abgebrannt

13. Dezember 2002

Kurz vor der Übergabe der St. Annenkirche in St. Petersburg an die Evangelisch-lutherische Kirche in Russland, brannte das Gotteshaus am Freitag, 6. Dezember, vollständig aus. Das Feuer in dem zuletzt zum Nachtclub umfunktionierten Kirchengebäude wurde am Morgen gegen fünf Uhr entdeckt und konnte erst am späten Vormittag gelöscht werden, so die Evangelisch-lutherischen Kirche in Russland, in der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) in einer Mitteilung an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die eine Woche nach dem Brand eingegangen ist.

Die St. Annenkirche ist die älteste und nach der St. Petrikirche die bedeutendste lutherische Kirche in St. Petersburg. "Bereits 1991 haben wir im Auftrag des damaligen Bischofs Kalnins, Riga, die Rückgabe aller lutherischen Kirchen in St. Petersburg gefordert und vom damaligen stellvertretenden Bürgermeister eine Zusage erhalten." Dies sagte der Auslandsbischof der EKD, Rolf Koppe, am Freitag, 13. Dezember, in Hannover. "Dass die Kirche nun kurz vor der Rückgabe abgebrannt ist, ist ein Skandal. Es muss alles getan werden, um das Grundstück und das Gebäude zu sichern." Bei einer Beratung mit Vertretern des St. Petersburger Vermögensamtes bekräftigte der Erzbischof Georg Kretschmar, Oberhaupt der ELKRAS, die Bereitschaft der Kirche, das total ausgebrannte Gebäude zu übernehmen.

Die St. Annenkirche wurde 1740 eingeweiht. Zwischen 1925 und 1934 fand in ihr das Predigerseminar der Evangelisch-lutherischen Kirche in der Sowjetunion statt. 1935 wurde die Kirche geschlossen und zu einem städtischen Kino umgebaut. Von 1992 bis 1997 feierte am Sonntag Vormittag die wieder erstandene Evangelisch-lutherische St. Petri- und St. Annengemeinde in dem umgebauten Kirchraum ihre Gottesdienste. Im Frühsommer 2001 stellte das Kino seinen Betrieb ein. Als die St. Annenkirche danach mit Genehmigung der Stadt zu einem Nachtclub umgebaut wurde, protestierte die ELKRAS heftig gegen diese Nutzung und forderte die Rückgabe des Gebäudes. Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der Stadt und einer gerichtlichen Bestätigung der städtischen Räumungsklage gegen den Nachtclubbetrieb stand die Rückgabe kurz bevor.

Die ELKRAS ist weiterhin bereit, das Gebäude zu übernehmen, will aber über die Bedingungen neu verhandeln. Für die mögliche Rekonstruktion müssen jetzt neue Pläne und Nutzungskonzepte erarbeitet werden.

Hannover, 13. Dezember 2002
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann