Einführung bei der Pressekonferenz "ARBEIT PLUS 2000" in Berlin

EKD-Ratsvorsitzender, Präses Manfred Kock

05. Oktober 2000

Zum zweiten Mal vergibt die Evangelische Kirche in Deutschland das Arbeitsplatzsiegel "Arbeit plus 2000". Acht Firmen werden dafür ausgezeichnet, dass sie eine vorbildliche Beschäftigungspolitik verfolgen, sich in herausragender Weise für Gestaltung und Sicherung von Arbeitsplätzen und die Belange ihrer Beschäftigten einsetzen.

Trotz leichter Entspannung bleibt die Arbeitslosigkeit eines unserer brennendsten Probleme. Heute werden ja die neuesten Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit veröffentlicht. Danach ist die Zahl der Arbeitslosen im September 2000 unter die Marke 3,7 Millionen gesunken. Diese tendenzielle Besserung ist noch kein Anlass zur Entwarnung. Kleinste Schwankungen der Konjunktur können wieder Rückschläge mit sich bringen.

Mit der Initiative "ARBEIT plus 2000" will die evangelische Kirche darum weiterhin auf positive Beispiele unternehmerischen Handelns bei der Beschäftigungsförderung aufmerksam machen.

In den Unternehmen geschieht viel mehr für eine zukunftsfähige Gesellschaft, als viele wissen. Denn es geht es nicht allein um die bloße Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen, sondern um ein in umfassender Hinsicht beschäftigungspolitisches Verhalten der ausgezeichneten Firmen. Mit dem Siegel "Arbeit plus 2000" werden in diesem Jahr 8 Firmen gewürdigt, die unter erheblichen Anstrengungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Vorbildliches leisten,

  • um erstens möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu einem Arbeitseinkommen zu verschaffen, aber

  • zweitens auch eine Stabilität der Beschäftigung zu gewährleisten. Dazu gehört das Engagement für Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch beispielsweise die Anwendung von Qualitätsstandards, die die Wettbewerbschancen des Unternehmens verbessern und damit der Arbeitsplatzsicherung zugute kommen.

  • Drittens gehört zu den sozialen Aspekten einer beispielgebenden Beschäftigungspolitik auch die Förderung der Entfaltungschancen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Unternehmen, z.B. durch flexible Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen zur Frauenförderung oder kreative Teilzeitlösungen auch in führenden Positionen. Schließlich sind

  • viertens die Unternehmen durch ihr Unternehmens-Leitbild, überbetriebliche Kooperation, innovative Ausbildungskonzepte, materielle Mitarbeiterbeteiligungen auch an der Ausgestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Orientierungen im weiteren Sinne beteiligt.
In all diesen Feldern haben die ausgezeichneten Unternehmen einer sorgfältigen Prüfung durch das Institut für Wirtschafts- und Sozialethik (IWS) an der Philipps-Universität Marburg standgehalten und sich im Vergleich zu Unternehmen gleicher Branche oder ähnlichen Charakters positiv abgehoben. Das Siegel "Arbeit plus 2000" bestätigt ihr Engagement und soll andere Betriebe ermutigen, dem nachzueifern.

Wir wollen als evangelische Kirche ein Signal an die Öffentlichkeit geben: Es gibt Werte, die über den materiellen Unternehmenserfolg hinausgehen, und es gibt Unternehmen, die sich für diese Werte ausgezeichnet engagieren. Dieses Signal werden die Unternehmen selbstverständlich auch an ihre Kunden und an ihre Mitarbeiter weitergeben. Das ist ihr berechtigtes und verständliches Interesse, weshalb sie sich beworben und einem aufwendigen Prüfungsverfahren unterzogen haben. Die externe und interne Kommunikation dieses "Erfolgs" soll durchaus wiederum der Sicherung des Unternehmenserfolgs und der Sicherung der Beschäftigungspolitik zugutekommen.

Die evangelische Kirche nimmt mit der Verleihung dieses Siegels ihre gesellschaftliche, öffentliche Verantwortung dadurch wahr, dass sie ermutigende Beispiele zeigt für die Verknüpfung der Bemühungen um Unternehmenserfolg mit sozialer Verantwortung. Die soziale Marktwirtschaft darf nicht zur Leerformel werden. Sie ist lebendig und bedarf der Stützung. Dazu will die Evangelische Kirche in Deutschland mit dem Siegel "Arbeit plus 2000" beitragen.

Welche Firmen ausgezeichnet sind, wer dem Vergabegremium angehört hat und nach welchen Kriterien die Unternehmen geprüft wurden, können Sie den Presseunterlagen entnehmen. Ich finde wichtig, dass die Mitwirkung der Arbeitsverwaltung und der Arbeitswissenschaft, der Arbeitgeber und der Gewerkschaften unterstreicht, dass sich die Evangelische Kirche zusätzlich zu ihren eigenen Kompetenzen die Unterstützung der verantwortlichen Akteure der Wirtschaft einbezieht.

Das Siegel "Arbeit Plus 2000" wird am 25. Oktober d. J. hier in Berlin, gegenüber in der Französischen Friedrichstadtkirche im Rahmen einer Feier übergeben werden.

Wir wollen zugleich erneut zur Teilnahme an der Aktion "Arbeit plus 2001" einladen. Eine ganze Reihe von Unternehmen, die an der Prüfung für die Vergabe des Siegels "Arbeit plus 2000" nicht mehr teilnehmen konnten, haben ihr Interesse dafür bekundet. Unsere Einladung ergeht an die Firmen, die schon einmal mitgemacht haben, aber auch an die Unternehmen, die von unserer Initiative erstmals hören und sich dafür interessieren.

Ich hoffe, dass das Siegel "Arbeit plus 2000" von Ihnen als Vertreterinnen und Vertretern der Presse und dann auch von der Öffentlichkeit als ein Signal verstanden wird, dass das betriebliche Engagement für eine vorbildliche Beschäftigungspolitik besser wahrgenommen, öffentlich honoriert und als Ansporn zu weiteren Bemühungen gewertet wird.

Hannover / Berlin, 5. Oktober 2000
Pressestelle der EKD