Für umweltschonendere Produktionsmethoden in der Landwirtschaft

EKD-Kammer legt Studie "Ernährungssicherung und Nachhaltige Entwicklung" vor

14. September 2000

Die Kammer für Entwicklung und Umwelt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) legt eine Studie mit dem Titel "Ernährungssicherung und Nachhaltige Entwicklung" vor. Sie kommt zu dem Schluss, dass es notwendig ist, die Landwirtschaft weltweit unter den Leitbildern von Nachhaltigkeit und Regionalität zu stärken und Bäuerinnen und Bauern ein Auskommen auf ihrem Land zu sichern. Der Rat der EKD begrüßt die Studie als anregenden Diskussionsbeitrag. Für den Ratsvorsitzenden Präses Manfred Kock sind "die Solidarität der heute lebenden Generationen und die Chancengerechtigkeit für die nachkommenden Generationen Dreh- und Angelpunkte für eine nachhaltige Entwicklung aus christlicher Sicht."

Die Kammer sieht die Landwirtschaft gefährdet durch

  • den fortschreitenden Verlust an Regionalität,
  • die Abnahme der biologischen Vielfalt und
  • den zunehmenden Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft.
Zwar wurden in der Vergangenheit landwirtschaftliche Erträge um ein Vielfaches gesteigert. Dabei traten jedoch als negative Begleiterscheinungen eine Reihe ökologischer Probleme auf. Hoher Energieverbrauch bei Produktion, Verpackung und Transport landwirtschaftlicher Produkte, Schädigung der Böden, Vergiftung des Wassers und der Luft sowie die Gefährdung der biologischen Vielfalt sind schwere Hypotheken für nachfolgende Generationen und für die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft.

Nachhaltigkeit der Landwirtschaft bedeutet Ernährungssicherung. Hierzu ist ein Umdenken in der landwirtschaftlichen Produktion weltweit und ein Umsteuern hin zu standortgerechten, umweltschonenderen Produktionsmethoden erforderlich. Für die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern müssen Methoden unterstützt werden, die ohne hohe Investitionskosten durchgeführt werden können. Die Landwirtschaft der Industrieländer muss demgegenüber den Einsatz von umweltbelastenden Produktionsmitteln noch stärker reduzieren. Die Ziele einer nachhaltigen Landwirtschaft stehen gleichberechtigt zueinander: Schutz der Umwelt, Effizienz der Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit. Wo der Wille besteht, sie miteinander zu vereinbaren, finden sich auch Wege, dies zu tun.

Internationale Agrarabkommen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) haben weitreichende Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Nord und Süd. Es ist zu befürchten, dass die angestrebte Handelsfreiheit auf Kosten sozialer und ökologischer Ziele durchgesetzt wird. Deswegen ist eine grundlegende Reform der internationalen Agrarabkommen nötig.

Gentechnik und die Patentierung von Pflanzen bringen genetische Ressourcen unter privatwirtschaftliche Kontrolle. Damit wächst die Abhängigkeit der Bauern und letztlich die Ernährungssicherung aller Menschen von wenigen transnationalen Konzernen. Aus Verantwortung für die ganze Schöpfung müssen die weltweiten Probleme der Landwirtschaft und ihre besonderen Auswirkungen für die Schwachen vermehrt beachtet werden. Hier sieht sich die evangelische Kirche in einer besonderen Verantwortung, denn nach biblischem Zeugnis nimmt Gott immer wieder Partei für die Schwachen und fordert den Menschen auf: „Brich dem Hungrigen dein Brot" (Jes. 58,7).

Die Studie schlägt vor, standortgerechten Landbau zu fördern. Standortgerechter Landbau verzichtet auf den Einsatz von Gentechnik, nutzt eine Rückbesinnung auf bäuerliches Wissen, bevorzugt den Einsatz von regional spezifischen Saatgutsorten und reduziert den Einsatz von Chemikalien auf ein Minimum. Die Kammer möchte mit ihrer Studie einen Anstoß für entsprechende Reformen geben.

Hannover, 14. September 2000
Pressestelle der EKD