Saisonauftakt für Urlauberseelsorge

220 "GastarbeiterInnen" versehen Dienst an Ferienorten

17. Juli 2000

Pfarrer im Talar am Strand

 "Jetzt geht es endlich in den Urlaub", hört man allerorten. Die Menschen freuen sich, in den kommenden Tagen und Wochen neue Kräfte tanken zu können, freuen sich auf die Ferien und die geplante Urlaubsreise, auf das Beisammensein mit der Familie, mit Freunden, mit anderen Urlaubern.

"Andere Urlauber" sind auch die 220 Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), denn sie packen neben Badeanzug und -hose auch den Talar in ihre Koffer. Äußeres Zeichen dafür, dass die Pfarrerinnen und Pfarrer den Menschen im Rahmen der Urlauberseelsorge Kirche und Glauben wieder nahe bringen wollen. In mehr als 100 Einsatzbereichen verbinden sie für jeweils einen Monat ihren Urlaub mit dieser Dienstleistung für die Menschen, die in den Ferienorten Erholung und Ruhe suchen.

Die in den vergangenen Jahren gemachten Erfahrungen haben gezeigt, dass die Feriengäste - sei es nun in den Bergen oder an der See - sich freuen, wenn die evangelische Kirche die Menschen in ihrem Urlaub, an ihrem Urlaubsort aufsucht. Sie finden darin ein Stück Vertrautheit wieder.

Die "GastarbeiterInnen im Talar" bieten Gottesdienste und Gemeindetreffen an. Sie machen dabei oft die Erfahrung, dass Menschen gerade im Urlaub den Kontakt zur Kirche wieder suchen und finden. Dann haben sie Zeit. Oder sie suchen die Begegnung, weil der Urlaub nicht ganz so harmonisch verläuft wie geplant. Gerade wenn die Menschen Ruhe haben, können Probleme offenbar werden, die im hektischen Alltag verdeckt bleiben. Dann stehen die Theologen auch für Seelsorgegespräche zur Verfügung.

Die Urlauber nehmen gern das Angebot an, sich mit Fragen des Glaubens und Lebens auseinander zusetzen. Was in der Heimat schwer und oft dem Zeitdruck zum Opfer fällt, gelingt den Menschen im Urlaub anscheinend leichter: ein offener, kreativer und kommunikativer Umgang mit diesen und anderen Fragen, das Nachdenken über den Sinn und Zweck des Lebens. Und so entsteht ein doppelter Nutzen: nicht nur die Urlauber können aus diesen Begegnungen profitieren, sondern auch die Pfarrerinnen und Pfarrer. Für sie selber sind diese positiven Erfahrungen ein Stück Seelsorge, die sie selbst für den Gemeindealltag zu Hause ermutigt.

Neben der Einzelseelsorge organisieren die FerienpfarrerInnen Veranstaltungen, bei denen die Urlauber unter- und miteinander ins Gespräch kommen. Dazu gehören Treffen am Strand, Grillabende oder Wanderungen. Auch sportliche Ambitionen werden für die Urlauberseelsorge eingesetzt, etwa wenn zum gemeinsamen Surfen (mal nicht im Internet) oder zum "Beach-Volleyball" eingeladen wird.

Die meisten der 220 UrlauberseelsorgerInnen sind im Nachbarland Österreich eingesetzt (91 an 54 Orten), weitere Länder sind Frankreich, Holland, Griechenland, Dänemark, Polen, Zypern, Ungarn und Litauen. Neben der Betreuung der mobilen touristischen Gemeinden gibt es in den Sommermonaten auch eine "Langzeit-Urlauberseelsorge". An der Algarve, am Gardasee und auf Rhodos sind PfarrerInnen der EKD für mehrere Monate mit diesem Dienst beauftragt. Hauptamtliche Touristenpfarrstellen gibt es in Marbella, Benidorm, Mallorca, Teneriffa und Gran Canaria. Sie wurden eingerichtet, weil mittlerweile viele ältere Menschen ihren Lebensabend in "südlichen Gefilden" verbringen und dort den Kontakt zur Kirche suchen. Auch die Menschen, die einer Schiffsreise den Vorzug vor einem Festlandurlaub geben, brauchen auf Seelsorge und weitere Veranstaltungen nicht zu verzichten: 56 Geistliche begleiten sie auf den Kreuzfahrtschiffen "über die sieben Meere".

Die Beauftragungen zur Urlauberseelsorge werden in enger Absprache mit den Kirchen in den Urlaubsländern ausgesprochen und die Arbeit vor Ort erfolgt in enger Abstimmung mit den jeweiligen Ortsgemeinden. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil für die deutschen Pfarrerinnen und Pfarrer, denn ihr Blick weitet sich durch ihre Urlaubstätigkeit über den Erfahrungshorizont der eigenen Heimatgemeinde, sie lernen Menschen mit unterschiedlichen Lebenseinstellungen und -gewohnheiten kennen und müssen sich mit anderen kirchlichen Gewohnheiten auseinandersetzen. So eröffnen die "kirchlichen GastarbeiterInnen" zusätzliche Chancen und Möglichkeiten für die ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen über die Grenzen hinweg.

Also: Schauen Sie sich in ihrem Urlaub vor Ort nach den Angeboten ihrer evangelischen Kirche um, suchen und schließen Sie Kontakt mit den Pfarrerinnen und Pfarrern. Berichten Sie uns doch einmal über ihre persönlichen Erfahrungen mit der Urlauberseelsorge und/oder schicken Sie uns ein Foto, das Sie im Kontakt mit ihrer Kirche zeigt. Im Internetangebot der EKD (www.ekd.de) finden Sie für Ihre Urlaubsvorbereitungen neben allgemeinen Informationen auch eine Liste mit den Angeboten für evangelische Urlaubergottesdienste im Ausland und eine Liste der regelmäßigen deutschsprachigen Gottesdienste in Europa.

Hannover, 17. Juli 2000
Pressestelle der EKD