Zwangsarbeiterentschädigung: Polens Staatspräsident würdigt Beitrag der EKD

Aleksander Kwasniewski empfing in Warschau Delegation des Ratsvorsitzenden Kock

14. Juli 2000

Der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski hat den Beitrag der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie zur Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter ausdrücklich begrüßt. Die Zahlung von 10 Millionen Mark, die durch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und das Diakonische Werk der EKD am Mittwoch bekanntgegeben worden war, würdigte Kwasniewski als "Zeichen der ethisch-moralischen Verantwortung". Er dankte der EKD für ihre Bemühungen um Versöhnung zwischen Deutschen und Polen. Der Staatspräsident empfing heute morgen (14. Juli) in Warschau eine durch den EKD-Ratsvorsitzenden Präses Manfred Kock geleitete offizielle Delegation.

Im Mittelpunkt des einstündigen Gesprächs standen Fragen der Versöhnung und Begegnung zwischen den Völkern Europas. Präses Kock sagte, besonders wichtig seien persönliche Begegnungen zwischen Menschen auch aus den Kirchengemeinden. Kwasniewski hob insbesondere das Deutsch-Polnische Jugendwerk hervor, welches er selbst mit ins Leben gerufen hatte. Er hoffe, dass sich das Jugendwerk noch stärker um die geistigen "Eliten" innerhalb der jungen Generation beider Länder kümmern werde. Man brauche kompetente Vertreter der deutsch-polnischen Versöhnung. Dabei wäre es hilfreich - so der Staatspräsident - wenn mehr junge Deutsche Polnisch lernen würden, um Sprachbarrieren überwinden zu können.

Ein weiteres Gesprächsthema war die unterschiedliche Rechtssituation der Kirchen in Polen. Der EKD-Ratsvorsitzende äußerte den Wunsch, dass die Beziehungen zwischen dem polnischen Staat und der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen künftig durch Verträge geregelt werden. Während die Römisch-katholische Kirche ein Konkordat mit dem Staat abgeschlossen hat, werden in Polen die Rechtsverhältnisse anderer Konfessionen durch staatliche Gesetze geregelt. Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen hat rund 80.000 Mitglieder, zur Römisch-katholischen Kirche zählen mehr als 90 Prozent der 39 Millionen Polen.

Die Delegation der EKD wird sich noch bis Montag, 17. Juli in Polen aufhalten. Zu den Programmpunkten zählen neben Besuchen in evangelischen Gemeinden unter anderem Gespräche mit der katholischen Kirche, dem Polnischen Ökumenischen Rat und dem Bund jüdischer Gemeinden.

Hannover, 14. Juli 2000
Pressestelle der EKD