"Humanitäre Hilfe und Demokratisierungsprozesse in Serbien"

Konferenz auf Einladung der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa unter Mitwirkung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)

06. Juli 2000

"Eine unpolitische Hilfe für Serbien gibt es nicht. Auch wenn ihr erstes Ziel die Linderung der Not von Menschen ist - unabhängig von Nationalität, Geschlecht, Religion oder politischer Einstellung -, hat humanitäre Hilfe für Serbien immer auch erwünschte und unerwünschte Nebenwirkungen", stellte Josef Vosen fest. Der Koordinator der Bundesregierung für Städteprojektpartnerschaften zwischen Deutschland und Serbien sowie Montenegro brachte damit die Meinung der Mehrzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Konferenz über "Humanitäre Hilfe und Demokratisierungsprozesse in Serbien" zum Ausdruck, zu der die Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa unter Mitwirkung der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz vom 4. bis 6. Juli 2000 nach Berlin eingeladen hatte. Die rund 60 anwesenden serbischen und deutschen Politiker, Kirchenvertreterinnen und -vertreter sowie Repräsentanten humanitärer Organisationen erörterten die Frage, wie sich durch bessere Koordination die Effektivität der Hilfe steigern und durch größere Transparenz ihr propagandistischer Missbrauch durch das Regime verhindern lasse.

Betont wurde, dass die serbische Bevölkerung in Europa nicht isoliert werden dürfe. Die Serben wollten die Demokratie. Eine Möglichkeit, die Demokratisierungsprozesse in Serbien zu fördern, seien die zahlreichen Städteprojektpartnerschaften. Sie würde helfen, kleine demokratische Strukturen zu unterstützen, bestätigten die Vertreterinnen und Vertreter aus demokratisch regierten Städten in Serbien.

Angesichts der Schilderung der dramatischen Auswirkungen der Sanktionen auf die demokratische Entwicklung in Serbien forderten die Konferenzteilnehmer weitgehend übereinstimmend die Aufhebung des Wirtschaftsembargos. Im Blick auf die Kriegsfolgen und die starke Belastung der Städte durch die hohe Zahl an Flüchtlingen - in Serbien derzeit etwa 700.000 - reichten die bisherigen Hilfsmaßnahmen nicht aus, unterstrich Bischof Pahomije von Vranje, Vorstandsmitglied der serbischen orthodoxen humanitären Stiftung "Philantropia".

Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Karl Lamers, hob die Verantwortung der orthodoxen Kirche in Serbien als wichtige gesellschaftliche Kraft hervor. Der mit der Rückführung von Flüchtlingen beauftragte Hans Koschnick unterstrich, dass es den Kirchen mit dieser Konferenz gelungen sei, eine wichtige Dialogplattform für die beteiligten Institutionen und Politiker aus Serbien und Deutschland zu schaffen.

An der Konferenz nahmen unter anderem teil:

  • Vertreter des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland (Sonderstab Bosnien / Jugoslawien, Arbeitsstab Humanitäre Hilfe)
  • Vertreterinnen und Vertreter der acht größten serbischen Städte
  • Mitglieder im Auswärtigen Ausschuß des Deutschen Bundestages (Wolfgang Gehrcke, Karl Lamers, Dr. Helmut Lippelt, Markus Meckel)
  • deutsche Institutionen der humanitären Hilfe
  • Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen:
  • Bischof Pahomije von Vranje - Serbische Orthodoxe Kirche
  • Bischof Dr. Rolf Koppe - Evangelische Kirche in Deutschland
  • Generalvikar Milan Pejic - Serbische Orthodoxe Kirche
  • Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm - Konferenz Europäischer Kirchen
  • Prälat Dr. Karl Jüsten - Kommissariat der Deutschen Bischöfe
  • Prälat Dr. Stephan Reimers - Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche
Berlin, 6. Juli 2000
Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
Deutsche Bischofskonferenz (DBK)