Eröffnung der Ausstellung "Zehn Jahre Woche für das Leben"

Ansprache des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Manfred Kock, in Freiburg (gemeinsam mit Bischof Lehmann und dem Bundespräsidenten)

30. Juni 2000

Verehrter Herr Bundespräsident,
Verehrter Herr Bischof,
meine Damen und Herren,

Ich bin sehr dankbar für die Zusammenarbeit der Kirchen bei der Woche für das Leben. Die beiden Kirchen, die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, werden auch in dem kommenden Jahren versuchen Themenstellungen und Probleme des Lebensschutzes aufgreifen und Diskussionen anzustoßen. Die "Woche für das Leben" hat sich den Schutz des Lebens auf ihre Fahnen geschrieben. Erfreulich viele Gemeinden in den evangelischen Landeskirchen beteiligen sich an dieser ökumenischen Initiative. Sie führen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen durch, laden zu Gottesdiensten ein, betreiben Öffentlichkeitsarbeit und beteiligen sich an der öffentlichen Debatte der jeweiligen Themen, vielfach gemeinsam mit ihren katholischen Nachbargemeinden. Sie alle leisten damit einen wichtigen Beitrag, um das Thema Lebensschutz in der Kirche und in der Gesellschaft lebendig zu halten.

Die Woche für das Leben hat nichts von ihrer Aktualität verloren, ich nenne zwei Gründe: Zum einen: Einzutreten für das Leben und seinen Schutz, für die Würde des Menschen und für eine Orientierung an den humanen Inhalten des christlichen Menschenbildes ist wichtig wie eh und je. Die Entschlüsselung des menschlichen Gen-Systems erweitert den Forschungs- und Anwendungsbereich im Blick auf menschliches Leben ungeheuer und stellt zugleich vor neue Gefährdungen des Lebens.

Zum anderen: Wir wollen mehr und mehr der zentralen Themen der Gegenwart, zu denen wir Kirchen vom christlichen Menschenbild her Position beziehen müssen, gemeinsam behandeln. Evangelische und katholische Kirche profitieren beide von dieser Gemeinsamkeit, weil wir gerade dadurch in der gesellschaftlichen Debatte ernster genommen werden. Ich bin überzeugt, dass unser gemeinsames Engagement Wirkung zeigt: Wir werden in der Öffentlichkeit gehört und verstanden.

Lassen Sie mich einige Worte zur Konzeption der Ausstellung sagen. Sie zeigt auf zwölf Tafeln, die nicht chronologisch sondern lebenszyklisch angeordnet sind, die Schwerpunkte der bisherigen - und der diesjährigen - Wochen für das Leben. Die Ausstellung ist so aufgebaut, dass die Bezüge der einzelnen Themen zueinander erkennbar werden.

Auf jeder Thementafel werden Sie seitlich angebrachte Spiegel entdecken. In jedem Spiegel kann der Betrachter sich selber sehen und - je nach Blickwinkel - auch weitere Ausstellungsbesucher. Ein besonderer Effekt ist, dass man im Spiegel zudem eine Gottesdarstellung von der gegenüberliegenden Tafel im Spiegel erkennen kann und das Zitat aus dem Schöpfungsbericht, an das unser diesjähriges Motto erinnert. Durch diese optischen Arrangements werden symbolisch Bezugslinien hergestellt zwischen Gottes Wort und Gottesbildern und mir und meinen Mitmenschen. Je nach dem wie ich meinen "Standpunkt" gegenüber dem Grundthema der Woche für das Leben wähle, bin ich damit konfrontiert, was "Leben als Gottes Bild" meint.

Ich freue mich, dass wir nun die Gelegenheit haben, gemeinsam mit Ihnen, verehrter Herr Bundespräsident, und Ihnen lieber Bischof Lehmann, diese Ausstellung zu eröffnen. Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben dann im Anschluß daran Gelegenheit für einen Durchgang durch die Ausstellung. Ich danke dem Saxophon-Quartett MULTI COLORE unter Leitung von Herrn Thomas Haberkamp, das uns nun mit einem musikalischen Zwischenspiel erfreuen wird.

Hannover, den 30. Juni 2000
Pressestelle der EKD