Prof. Dr. Joachim Mehlhausen verstorben

Er war langjähriger Vorsitzender der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte

05. April 2000

Prof. Dr. Joachim Mehlhausen verstorben - Langjähriger Vorsitzender der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) trauert um Prof. Dr. Joachim Mehlhausen, der am Montag, 3. April, in Düsseldorf nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren verstorben ist. Der aus der rheinischen Landeskirche stammende Theologe lehrte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Tübingen Kirchengeschichte und Kirchenordnung und leitete seit 1988 die von der EKD eingerichtete Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte.

Die theologischen Fähigkeiten und Verdienste von Prof. Dr. Joachim Mehlhausen gelten als herausragend. Er wurde in Fachkreisen als ungewöhnlich fleißig, umsichtig und präzise eingeschätzt, dabei war er feinfühlig und liebenswürdig im Umgang mit Menschen. Seit 1979 war er Mitherausgeber der Theologischen Realenzyklopädie (TRE), des umfassendsten theologischen Nachschlagewerkes der Gegenwart, und Mitglied in den Herausgeberkreisen zahlreicher renommierter theologischer Fachzeitschriften. Von 1990 bis 1996 war er Vorsitzender der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie.

Neben seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten galt sein Augenmerk und Engagement auch der kirchlichen Gremienarbeit. Für die EKD war wesentlich seine Tätigkeit in der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, in die er erstmals 1979 berufen worden war. Seit 1988 war er ihr kommissarischer, seit 1989 ihr berufener Vorsitzender. Er organisierte neben der bereits bestehenden Erforschung der Geschichte der evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus weitere Forschungsschwerpunkte im Bereich der Erforschung der Kirchengeschichte der DDR und des Verhältnisses der evangelischen Kirchen in den beiden deutschen Staaten.

Den Ort der kirchlichen Zeitgeschichtsforschung sah er gerade um ihres kirchlichen Auftrages willen innerhalb der allgemeinen Geschichtswissenschaft. Die kirchliche Zeitgeschichtsforschung bediene sich des bewährten Ensembles der historisch-kritischen Methoden, ihr Ziel sei, mit Leopold von Ranke gesagt, herauszufinden, "wie es eigentlich gewesen" ist. Dabei solle sie aber stets "Beiträge zur Selbstprüfung der Gegenwart und zur Erhellung des Selbstbewußtseins der heute lebenden Christen" liefern.

Joachim Mehlhausen wurde 1935 in Berlin geboren. Er studierte Theologie in Hamburg, Zürich, Basel und Bonn, wo er 1965 auch zum Dr. theol. promovierte. 1971 folgte die Habilitation. Nach mehreren Jahren als wissenschaftlicher Assistent war Mehlhausen von 1973 bis 1976 als Gemeindepfarrer in Bonn tätig, ehe ihn die Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Landeskirchenrat berief. 1981 wurde er als Oberkirchenrat hauptamtliches Mitglied der rheinischen Kirchenleitung. 1987 folgte er einem Ruf an die Evangelisch-Theologische Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.

Prof. Dr. Joachim Mehlhausen wird am Montag, 10. April 2000, in Düsseldorf beerdigt.

Hannover, den 05. April 2000
Pressestelle der EKD