Grußwort an die Muslime in Deutschland zum Ende des Fastenmonats Ramadan

EKD-Ratsvorsitzender Präses Manfred Kock

6. Januar 2000

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zum Ende Ihres Fastenmonats, das Sie mit einem Fest begehen, sende ich Ihnen als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland Glückwünsche.

Sie begehen Ihr Fest bald nach dem Jahreswechsel, der dieses Mal besonders wahrgenommen wird. Viel ist in den letzten Wochen über die Erwartungen publiziert worden, die die Menschen mit diesem Jahreswechsel verbinden. Darunter waren auch Stimmen, die konkrete Erwartungen an die Religionen in unserem Land richten. Gelegentlich ist kritisch gefragt worden, ob Religion überhaupt noch eine Prägekraft in unserer Gesellschaft besitzt. Darin schwingt bei aller Kritik auch die Hoffnung mit, jede Religion möchte doch wenigstens durch die Art und Weise, wie ihre Gläubigen mit den Angehörigen anderer Religionen umgehen, zum friedlichen Zusammenleben beitragen. Oft antworten wir dann, dass unser Glaube von seiner Grundlage her Hass und Feindschaft nicht zulässt. Dennoch sollte die Kritik uns überlegen lassen, wie wir in der praktischen Gestaltung unseres Gottesglaubens noch stärker auf das friedliche Zusammenleben der Menschen hinwirken und mit anschaulichen guten Beispielen in der Öffentlichkeit darauf hinweisen können. Daß wir als Christen und Muslime schon längst miteinander im Gespräch sind, ist viel zu wenig bekannt. Auch daß wir in zahlreichen Begegnungen schon längst gemeinsam an der Frage der friedlichen Koexistenz arbeiten, wissen nur wenige.

In unserer evangelischen Kirche steht über dem neuen Jahr das Bibelwort aus dem Buch des Propheten Jeremia (Kapitel 29, 13f): "Gott spricht: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen." Dieses Vertrauen auf Gott gibt uns den Mut, die von uns erkannten Aufgaben bei all unserer Verschiedenheit anzugehen. Mögen wir damit dazu beitragen, dass wir einander respektieren, damit das Zusammenleben in unserem Land gelingt.

Mit diesen Gedanken grüße ich Sie an Ihrem Fest.

Manfred Kock

Hannover, den 6. Januar 2000
Pressestelle der EKD